ULTHA – Forget Everything And Remember (The Lost And Obscure)

Weit mehr als nur ein noch fehlendes SammlerstĂŒck ist diese Zusammenstellung von 13 Songs unter der AbkĂŒrzung FEAR, die auf Doppel-CD alle von ULTHA aufgenommenen Songs umfasst, die nicht auf den bisher vier Alben sowie der ‘Belong’-EP veröffentlicht wurden. Und da es sich bei den Kölnern um eine sehr aktive und vor allem auch sehr offene Band fĂŒr Splits mit Freunden handelt, war genĂŒgend Material fĂŒr diesen Sampler vorhanden, der vor allem auch den Newbies unter den Fans als eine etwas andere Art der Band-Retrospektive taugt…

Die Idee von Vendetta-Chef Stefan Klose, an das ĂŒberragende 2022er Album ‘All That Has Never Been True’ noch eine Veröffentlichung zu hĂ€ngen, muss bei Ralph Schmidt & Co. auf weit offene Ohren gestossen sein, was dazu fĂŒhrte, dass Tastenwizard und Studiobetreiber Andy Rosczyk nochmal zusĂ€tzliche Arbeit bekam, man damit jedoch den Fans eine unerwartete Überraschung zum UNHOLY PASSION FEST VI bieten konnte, die dort auch sehr gern und fleissig erworben wurde. Zwei CDs mit 135 Minuten Spielzeit und einem faszinierend-labyrinthischen Artwork von Joscha Bauer sind es geworden, die von Andy zuvor komplett remastered wurden. Es handelt sich dabei um Demos, Splits, EPs und ein Tape, genauer: die beiden ‘Dismal Ruins ‘-EPs sowie die ‘Floors Of Heaven’-EP, die beiden Tribute-Splits mit den…

DARK EASTER METAL MEETING 2023 – Vorschau

Dass NeujahrsvorsĂ€tze nur in den seltensten FĂ€llen Sinn und Bestand haben, ist eine Binsenweisheit. Wenn jedoch ein liebevoll den Szenetraditionen verpflichtetes und gleichzeitig stets am Puls der Zeit kuratiertes Extremmetalfestival in einer der schönsten deutschen Locations, dem Backstage in MĂŒnchen, nach all den VerĂ€nderungen der letzten Jahre nun Ostern 2023 seine 10. Ausgabe feiern kann, ist Karten kaufen und sich gehörig drauf freuen schon genug guter Vorsatz fĂŒr das neue Jahr!

Das abwechslungsreiche Billing ist nun finalisiert, 32 Bands werden wieder in den drei Venues des Backstage am Start sein. Die Headliner der JubilĂ€umsausgabe sind zum einen die Doomheroen von CANDLEMASS und zum anderen TRIUMPH OF DEATH, Tom Gabriel Warriors RĂŒckkehr zu seinen HELLHAMMER-Wurzeln, flankiert von den griechischen Black Metal-Göttern ROTTING CHRIST, den Schwedentod-Veteranen GRAVE und ihren angeschwĂ€rzten Landsleuten NECROPHOBIC, von denen wiederum das Gitarrenduo Ramstedt/ BergebĂ€ck genialerweise auch mit IN APHELION auftreten werden, was mich besonders freut. NAGLFAR haun in dieselbe Kerbe und schippern ebenfalls aus Sverige hierher, genauso wie die schwarzen Zwillinge von NIFELHEIM, mit all diesen Bands ist Komplettabriss vorprogrammiert! Den gleichen Anreiseweg haben zudem die Okkult-Black Metaller MEPHORASH sowie die Melo-Black-Speedies von KVAEN, den weitesten, nĂ€mlich aus New York, die dekadenten, fabulösen Jazzdeather…

Synergien & Symbiosen: SATYRICON & MUNCH, Oslo & der Black Metal

Ich schwöre, der Schatten auf dem Ausstellungsposter oben ist kein Fake. Ich habe ihn wĂ€hrend der Aufnahme nicht mal wahrgenommen, so sehr war ich mit der schrĂ€gen Perspektive beschĂ€ftigt. Das neue MUNCH jedoch, wie das im Herbst 2021 eröffnete futuristische GebĂ€ude im Hafen Oslos heisst, hat das Petruskreuz vor dem Eingang zu “SATYRICON & MUNCH” mit Hilfe der Abendsonne und seiner Fassade aus Stahl und Glas selbst herbeigezaubert, zu recht und mit voller Überzeugung, da bin ich mir sicher. Wo, wenn nicht in Norwegens Hauptstadt liegen Licht und Schatten des Black Metal nĂ€her zusammen?

Wer diesen Sommer hier oben im 10. Stock an den Panoramafenstern steht, ist entweder speziell fĂŒr diese Ausstellung gekommen und hat dafĂŒr teilweise lange Anreisen auf sich genommen, oder ist normaler Museumsbesucher und kommt rein zufĂ€llig hierher. Vielleicht lĂ€uft auch der Kreuzfahrttourist hier nur mal schnell durch und wundert sich ĂŒber die musikalische Beschallung, vielleicht nutzt er die Bank hinten im Raum auch fĂŒr ein erholsames SchlĂ€fchen, wie mein Nachbar beim zweiten Besuch es – fĂŒr mich völlig unverstĂ€ndlich – eine ganze Stunde lang tat. Die “Eingeweihten” unter den 350.000, die in den vergangenen vier Monaten Zeugen dieser Symbiose aus Expressionismus und Black Metal wurden, erkennen sich jedoch wie ĂŒberall auf der Welt an ihrer Kleidung und Haarpracht, an der Reaktion auf die Musik, und vor allem an der Ehrfurcht, mit der sie den fast stockdunklen…

UNHOLY PASSION FEST VI

Unholy passion I feel for you
, dieser Ohrwurm wird seit dem vergangenen Wochenende viele beglĂŒcken, die zur jĂ€hrlichen DĂŒstermesse, dem UNHOLY PASSION FEST VI, ins GebĂ€ude 9 gepilgert waren. Zum ersten „richtigen“ Festival nach der Corona-Zwangspause, folglich auch als sechstes gezĂ€hlt und wie immer von ULTHA mit befreundeten oder neu entdeckten Bands organisiert. Und wer bisher nicht wusste, wieso das Ganze eigentlich so heisst, konnte heute seine entsprechende Lektion lernen, aber dazu spĂ€ter


Bis auf eine Handvoll Karten ausverkauft ist dieser kalte Kölsche Winterabend, so sehr ist das erste Dezemberwochenende Fixpunkt im Kalender der Fans, ein Abend, an dem immer wieder ganz Spezielles geboten wird und den man daher nicht verpassen will, zu dem aber auch regelmĂ€ssig Leute aus ganz Europa kommen, die sich zur ULTHA-Familie zĂ€hlen. Darauf, dass das Lineup passt, kann man sich verlassen, trĂ€gt die Bandauswahl doch stets die Handschrift dieser fĂŒnf Musiker und ist damit innovativ, ausgefallen und vor allem hochklassig. Drei Bands haben sie diesmal eingeladen, eine davon war bereits im FrĂŒhjahr mit den Kölnern unterwegs – UNRU aus Berlin, die mit Lars sogar eine personelle Überlappung haben. Wer auf der UNRULTHA-Tour dabei war, hat erlebt wie gut beide Bands…

NERO KANE – Of Knowledge And Revelation

Je dunkler die Tage und lĂ€nger die NĂ€chte werden, desto mehr ziehe ich mich in meinen privaten warmen, weichen, kerzenbeleuchteten Kokon aus Decken, DĂŒften, Aromen und KlĂ€ngen zurĂŒck, und dabei sind natĂŒrlich ebensolche Melodien, introvertiert und doch be-sinnlich, mehr als willkommen. NERO KANE liefern mit ‚Of Knowledge And Revelation’ den perfekten Soundtrack fĂŒrs Höhlenfrauendasein, können aber getrost jeglicher anderer sensiblen und geniesserhaften Kreatur empfohlen werden.

Aber mĂŒsste es nicht eigentlich „NERO KANE liefert“ heissen? Angesichts der Tatsache, dass sich Singer/Songwriter Kane aka Marco Mezzadri und seine Muse Samantha Stella diesmal den Gesang gleichberechtigt teilen, die Lyrics von beiden verfasst wurden, und dass Produzent Matt Bordin erneut einige Instrumente sowie die stets prĂ€senten Drones ĂŒbernommen hat, könnte man mittlerweile auch von einer Band sprechen, in der die Muse immer mehr zur gleichberechtigten Musikerin wurde. Trotzdem bleibt Songwriter Kane ideeller und musikalischer Kopf des Dark Folk-Gespanns und hat die FĂ€den fest in der Hand.
Es ist eine stark verfeinerte Musik, die durch Reduktion ihrer Mittel, Vereinfachung ihrer Strukturen, absoluten…

MYTHOSPHERE – Pathological

Erstaunlich, nach SONJA’s DebĂŒt schon die zweite Cruz Del Sur-Veröffentlichung auf dieser noch jungen, doch eher beinharten Seite, und abermals ein DebĂŒt, woran liegt das bloss? NatĂŒrlich an der herausragenden QualitĂ€t und OriginalitĂ€t beider Bands, aber vor allem an der ewigen Liebe der Rezensentin zum klassischen Doom und Heavy Metal – nur zu episch oder gar pathetisch darf es nicht werden, doch das ist bei diesem neuen Ableger von PALE DIVINE/Ex-BEELZEFUZZ plus grandiosem Prog-Überraschungseffekt nicht zu befĂŒrchten, geht es doch stilsicher zurĂŒck in die goldenen Zeiten dunkelbunter, schleppender Riffs. Zudem, wer seinen Erstling dem unlĂ€ngst verstorbenen Doomgott Eric Wagner widmet, das mĂŒssen gute Menschen sein! Schauen wir uns das Ganze also einmal genauer an


MYTHOSPHERE ist ein echter GlĂŒcksfall, fĂŒr seine Mitglieder offenhörbar genauso wie fĂŒr die Fans, haben sich mit der GrĂŒndung doch musikalische Schwergewichte aus der (Maryland-)Doom-Szene mit einem US-Metal-Ausnahmegitarristen zusammengefunden, die man in dieser Verbindung so nicht erwartet hĂ€tte, jedoch gerade durch ihre unterschiedlichen HintergrĂŒnde ein perfect match abgeben. Als BEELZEFUZZ 2019 sein Ende fand oder besser: erfolgreich in PALE DIVINE aufging, gab es von Dana Ortt und Darin McCloskey offenbar noch Material, das nicht in…

SPEGLAS – Time, Futility & Death (EP)

Sie beginnt mit einer verstörenden Kakophonie aus verzerrten Stimmen und KrĂ€henkrĂ€chzen, nur um sofort darauf in eine auf wunderschönste Art perlende akustische Gitarrenmelodie zu mĂŒnden und bald das gesamte Trio miteinzubeziehen in das wohl spannendste Intro des Jahres, das der zweiten Veröffentlichung von SPEGLAS namens ‚Time, Futility & Death’. Sieben lange Jahre erwartet, wie schon ‚Birth, Dreams & Death’ leider nur eine EP, aber wiederum: was fĂŒr eine!
Man könnte den Stil „Stockholmer Schule“ nennen – stets hochkreativ und unvorhersehbar, aber immer melodiebasiert und verspielt balancierend auf der Grenze zwischen Death Metal, explorierendem, psychedelisch angehauchtem Progessiv-Rock und immer wieder epischen Gitarrenmomenten des klassischen Heavy Metal. Die wichtigste Zutat fehlt jedoch noch in dieser AufzĂ€hlung. Was im Black Metal seit jeher vollkommen normal ist, wird dem Death Metal noch immer viel zu selten zugestanden: AtmosphĂ€re als tragendes kĂŒnstlerisches Stilmittel zu verwenden. „Progressiv“ heisst dann meist ultraschnelles Geshredde im TechDeath und „Melodie“ singende Twingitarren im MeloDeath, ebenfalls mit sehr viel Drive, doch dass Death Metal auch wunderbar in Zeitlupe funktionieren kann, entdecken Bands des Genres so richtig erst seit dem vergangenen Jahrzehnt wieder…

BLUT AUS NORD – Lovecraftian Echoes

Erst im Mai beglĂŒckte Vindsval uns mit dem letzten BLUT AUS NORD-Album zum Thema der Grossen Alten, ‚Disharmonium – Undreamable Abysses’, da kommt kein halbes Jahr spĂ€ter schon dessen Widerhall auf den Markt? Nein, so einfach ist es in mehrfacher Hinsicht nicht. Die ‚Lovecraftian Echoes’ entstanden zwar in einem Ă€hnlichen Zeitraum wie die letzte LP und bewegen sich ebenfalls im Kosmos des amerikanischen phantastischen Autors, haben jedoch eine völlig andere Ausrichtung, Zielsetzung und vor allem einen komplett anderen Hintergrund.

Die sechs StĂŒcke sind nĂ€mlich allesamt schon einmal, und zwar einzeln, veröffentlicht worden, waren seinerzeit jedoch nur einem kleinen Kreis von BAN-Verehrern zugĂ€nglich, die gegen einen gewissen Obolus zwei Jahre lang, von Anfang 2020 bis 2022, Mitglieder des „Order of Outer Sounds“ (oder OoOS), einer exklusiven, von Debemur Morti Productions ins Leben gerufenen Fan- und Forumsgemeinschaft waren. Daher handelt es sich bei den ‚
Echoes’ auch um eine Compilation, und kein vollwertiges, neues BAN-Album, die nagelneue projekteigene Facebook-Seite „The Lovecraftian Echoes” lĂ€sst jedoch weitere zukĂŒnftige AktivitĂ€ten innerhalb eines eigenen Spin-Offs erwarten…

FRAYLE – Skin & Sorrow

Vorgestern vor einem Jahr durfte ich sie live in Stuttgart erleben, und nun sind sie schon wieder mit ihren zwei Livemitstreitern auf Euro-Tour,, das Clevelander Duo FRAYLE, und haben dazu ihren zweiten Langspieler ‚Skin & Sorrow’ mitgebracht. Wer die 2017 gegrĂŒndete Band nicht ĂŒber ihre EPs kannte, wurde spĂ€testens 2020 von ‚1692’ gefangengenommen, ihrem Konzeptalbum ĂŒber die Hexenprozesse von Salem.

Es folgten intensive TouraktivitĂ€ten, erst letztes Jahr auch hierzulande, und die Fangemeinde wuchs stetig, sprechen FRAYLE doch vielerlei Publikum an: Sludger & Stoner, Gothics, Ambientfreaks genauso wie Triphopper und einfach aufgeschlossene Metalfans. Ihr Erfolgsrezept, stark aufs einzelne, stetig wiederholte Riff und seine Wirkung reduzierten Sludge mit Ă€therischem Gesang Ă  la BJÖRK zu kombinieren, schuf sich selbst eine bisher ungehörte, doch höchst reizvolle Nische im weiten Feld des Doom, die unermĂŒdlich starke, bisher nicht miteinander zu verbindende Kontraste ausleuchtet, verwebt und intensiviert, um ihre Einzigartigkeit noch stĂ€rker zu betonen. Besonders der Gegensatz von Gwyn Strangs geisterhaft flĂŒsternd-gehauchter, zwischen kindlicher Unschuld und dem sĂŒssen Gift reifer Tollkirschen wechselnder Stimme auf der einen, und Sean Biloveckys supertiefen monolithischen Riffs auf der anderen Seite erschafft einen unheimlichen und hypnotischen Trademarksound, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt…