Schlagwort: Death Metal

CULTHE FEST 2023 – Festivalbericht

Dass das CULTHE FEST eine durch und durch leidenschaftliche DIY-Veranstaltung voller Idealismus, Engagement und Herzblut ist, haben wir ja schon HIER in unserer Vorschau betont, die sich alle leider-bisher-noch-nicht-CulthistInnen zwecks Vermeidung von Wiederholungen zuerst einmal zu Gemüte führen sollten, bevor sie nun diesen Festivalbericht goutieren. Und wenn ihnen dann bewusst wird, was da seit zehn Jahren in schöner Regelmässigkeit, wenn auch zuletzt unterbrochen durch die Pandemie, zwei FeierTage lang im Haverkamp in Münster so alles los ist, werden echte Untergrund-Extremmetalfans ab sofort das Osterwochenende für einen Besuch in Westfalen reservieren, wie es eingefleischte (ist das heutzutage eigentlich noch eine valide Formulierung? Ich zumindest erinnere mich eher an die genialen Falafelrollos vom Al Hayat-Wagen im Hof…) Fans schon seit einigen Jahren tun…

Das Festival beginnt eigentlich schon nach dem Gang zum Briefkasten, wenn die Post mit den Karten eingetroffen ist – in einem so liebevoll handbeschrifteten Umschlag, wie auch das Musik- sowie das Rahmenprogramm des CULTHE FESTs kuratiert werden. Schön gestaltete Flyer und Sticker begleiten die Tickets und es würde nicht wundern, wenn dem Brief auch Weihrauch- oder vielleicht besser Lovecraftscher, unaussprechlich culthiger Schwefeldunst entströmen würde, passen würd’s allemal! Da ja graphische KünstlerInnen genauso Teil des Festivals sind wie die Bands, kann der Veranstalter Culthe Collectiv e.V. diesmal auch gleich auf diverse Designs für…

OF TRVE DEATH THREATS, COFFINS AND MENTAL HEALTH CAMPAIGNS…

Interview with Danish Nordic Black Metallers ANGSTSKRÍG

The enigmatic, yet very philosophic duo ANGSTSKRÍG hail from Copenhagen and have brought us a very fresh and resounding brand of extreme metal which they call ‘Nordic Black Metal’. On their sophomore album ‘Angstkrig’, (‘Anxiety War’, see the review here), a word play with the way a lot of people have misspelled their name, they talk about the impact of modern life on mental health, as it became visible in the wake of the Covid pandemic, and they deal with these topics in an even angrier manner as before. So it was obvious that we had to talk to them again, and discuss some more vital questions about neoliberalism, trve black metal curses and pushing stylistic boundaries…

Hi Guys, in our last interview (which you can find here…), we talked about your debut ‘Skyggespil’ (‘Shadow Play’), and who knows, maybe it will even become a tradition to do that with every new release?
That would be lovely.
Again, my first question is (even though I think I already know the answer…): is the world now ready to uncover what…

ERIDU – Enuma Elish

Manchmal hört man neue Songs und wird an Bands erinnert, die es in ihrer alten Form nicht mehr gibt, und so ging es mir auch mit dieser Scheibe hier – und wenn die Erinnerung dann nicht trügt und sogar Mitglieder der Vorgängerband beim neuen Projekt involviert sind, hat das etwas von Heimkommen, und ERIDU damit bei mir schon einen Bonus. Tatsächlich hatte ich 2017 noch mitbekommen, dass der Sänger der Münchner Melo-Black-Deather GILGAMESH, die mich im selben Jahr beim Dark Easter Metal Meeting schwer beeindruckt hatten, die Band verlassen hat, die weiteren Entwicklungen dann jedoch nicht mitverfolgt.
Offensichtlich hat Enki – die Bandmitglieder tragen bei ERIDU, benannt nach der ältesten Stadt des Zweistromlandes, sumerische Namen – dann unter anderen mit Leadgitarrist Azag eben diese neue Band gegründet, das Thema Mesopotamien und seine Mythen beibehalten und sich auch musikalisch nicht allzu weit wegbewegt, die orientalischen Elemente und der Mix aus melodischem Black- und Deathmetal bilden weiterhin die Grundlage, zu der jedoch einige neue Elemente hinzukommen.
Da ‚Enuma Elish’ bereits der Zweitling der Münchner ist, muss ich erstmal nachsitzen und das Debüt ‚Lugalbanda’ antesten, das einen förmlich anspringt mit orientalischen, gern dissonanten Harmonien und einem ordentlichen Punch…

CULTHE FEST 2023 – Vorschau

Das Culthe Fest um Ostara, der Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche, herum zu veranstalten, kann schon als Hinweis auf die Gesinnung der Veranstalter verstanden werden, die in einer Welt des schönen Scheins die Dunklen Künste feiern, und das bereits seit 2014, damals noch unter dem Banner des als Unaussprechliche Culthe Festivals und als absolute DIY-Veranstaltung – woran sich bis heute nichts geändert hat. Nach der pandemiebedingten Pause geht es nun weiter mit Black-, Death, Doom, Drone und den entsprechenden Post-Schienen, an zwei Tagen und mit drei Bühnen, Sputnikhalle und Triptychon, sowie dem kleineren Café Sputnik.

Mittlerweile steht auch die Running Order, 18 Bands aus sieben Ländern werden dieses Jahr auftreten, mit ULTHA und THE RUINS OF BEVERAST als Headliner am Samstag bzw. Sonntag, wobei sich das restliche handverlesene LineUp genauso sehen lassen kann und ein weites Spektrum zwischen Black Metal diverser Spielarten, Death Metal, Doom, Punk, Ambient, Drone sowie Dark Folk und Singer/Songwritern abdeckt. Besonders fair: jede Band spielt mindestens 45 Minuten, und es gibt keine Überlappung zwischen den drei Bühnen, sondern sogar noch Päuschen zwischen den Auftritten, so dass tatsächlich die Möglichkeit besteht, alles zu sehen und trotzdem eine entspannte Zeit zu haben – wo bitte gibt es das sonst?
Die leiseren, feine Töne sind am besten im Triptychon aufgehoben, dort finden neben den beiden Lesungen die akustischen…

ANGSTSKRÍG – Angstkrig  

Seit 2019 schon schleppen die beiden mysteriösen Protagonisten, die zusammen ANGSTSKRÍG sind, ihre schweren Jutesäcke auf dem Buckel durch Feld, Wald und Wiesen, und man sollte denken, dass mit dieser niederdrückenden Last keine grossen Sprünge zu machen sind. Ja von wegen! Mit ihrem Zweitling ‚Angstkrig’ zeigen uns die Dänen, wie Turbo-Weiterentwicklung einer noch jungen Band aussehen kann. Geradezu ein Quantensprung ist dieses Album, sowohl was tightes Songwriting und abgefahrenen Ideenreichtum, aber vor allem die eigene Stilfindung angeht, und lässt Hörende immer wieder mit offenem Mund vor Erstaunen und vor allem Entzücken zurück. Aber vielleicht liegt das alles ja auch daran, dass sie nun auch mal statt der Säcke einen Sarg durch die Strassen ziehen? Schauen wir uns das Ganze doch mal genauer an…

…beginnen jedoch erstmal mit etwas Aufklärung. Das neue Album heisst NICHT genauso wie die Band, sondern so, wie sie meistens falsch geschrieben wird – während sich ANGSTSKRÍG mit „Angstschrei“ übersetzen lässt, ist Angstkrig der „Angstkrieg“, was auch gleich zur diesmaligen Thematik überleitet. Entstanden während der Pandemie, bildet die Platte ab, unter welchem gesellschaftlichen und psychischen Druck der moderne Mensch – ANGSTSKRÍGs grundsätzliches…

HEAVEN’S DAMNATION – Heaven’s Damnation

Entstanden als Projekt des DYSGNOSTIC- und URKRAFT-Gitarristen M. Bertram, der sich für seine Vision eines Sounds, der die Atmosphäre des Black Metal mit der Aggression von Death Metal verquickt, mit Schlagzeuger A. Fjorgynn (FJORSVARTNIR) und Sänger L. Johansson (SERPENT’S LAIR, GENOCIDE DOCTRINE, ex-UDÅNDE) verstärkte, legen HEAVEN’S DAMNATION nun ihr Debüt bei Vendetta Records vor, die im dänischen Death- und Black Metal Untergrund genauso tief verwurzelt sind wie die drei Musiker selbst. Und diese geistige Offenheit in alle Richtungen sowie lange Erfahrung in diversen Genres merkt man allen Akteuren auch sofort an, die eine ganz klar eigen(sinnig)e und gleichzeitig überraschende Ausrichtung auf den vier Songs plus Intro vorlegen.

Eine Band, benannt nach einem DISSECTION-Song, und dann gleich ein stimmungsvolles, oldschooliges Keyboardintro, begleitet von einer singenden Leaditarre, bis die im Duo (DYSGNOSTICs T. Fischer und S. Kannegaard helfen bei den Vocals mit einem Gitarrensolo aus, was gerade beim Gesang teils an OUR SURVIVAL DEPENDS ON US , RIP, erinnert) sowohl charmant rausgekotzten als auch keifenden Vocals einsetzen – das hat natürlich viel von „best of both worlds“, mit dem grimmen Gitarrenflirren und der düsteren Stimmung des Black Metal auf der einen, sowie dem aggressiven…

SCÁTH NA DÉITHE – Virulent Providence

Gibt es so etwas wie ein generationenübergreifendes Traumagedächtnis? Was geben Eltern ihren Kindern an Lebenserfahrung unbewusst rein durch Vererbung, nicht durch Erziehung, weiter? Verändern Ereignisse der Vergangenheit auch die Erbinformationen, wie es Mutationen tun? Nach der Entdeckung der DNA in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts galt lange das Dogma, dass alle Zellen des Körpers genau denselben Satz identischer Chromosomen enthalten und daher alle Erbinformationen, sei es bei Pflanzen, Tieren oder anderen Organismen, ausschliesslich über die evolutionär sehr stabile DNA-Sequenz zwischen den Generationen weitergegeben werden. Genaue Beobachter misstrauten jedoch schon früh dieser Annahme, die sämtliche Einflüsse der Umwelt auf die Gene aussen vor liess. Heute gibt es einen eigenen Forschungszweig, die Epigenetik, die untersucht, wie sich Umwelteinflüsse von den Vorfahren auf die folgenden Generationen auswirken, denn dass Faktoren wie frühkindliches Trauma, Fehl- oder Unterernährung oder die Einwirkung von Umweltgiften dies tun, ist lange bekannt, und auch die genetischen Mechanismen, wie dies vor sich geht, konnten mittlerweile entschlüsselt werden.
Es gibt also sogar auf molekularer Ebene, in jedem von uns, ein kollektives Menschheitsgedächtnis, wie es von Psychologen und auch Physikern lange postuliert wurde, C.G. Jung nannte es das “Kollektive Unbewusste”, in dem das…

DARK EASTER METAL MEETING 2023 – Vorschau

Dass Neujahrsvorsätze nur in den seltensten Fällen Sinn und Bestand haben, ist eine Binsenweisheit. Wenn jedoch ein liebevoll den Szenetraditionen verpflichtetes und gleichzeitig stets am Puls der Zeit kuratiertes Extremmetalfestival in einer der schönsten deutschen Locations, dem Backstage in München, nach all den Veränderungen der letzten Jahre nun Ostern 2023 seine 10. Ausgabe feiern kann, ist Karten kaufen und sich gehörig drauf freuen schon genug guter Vorsatz für das neue Jahr!

Das abwechslungsreiche Billing ist nun finalisiert, 32 Bands werden wieder in den drei Venues des Backstage am Start sein. Die Headliner der Jubiläumsausgabe sind zum einen die Doomheroen von CANDLEMASS und zum anderen TRIUMPH OF DEATH, Tom Gabriel Warriors Rückkehr zu seinen HELLHAMMER-Wurzeln, flankiert von den griechischen Black Metal-Göttern ROTTING CHRIST, den Schwedentod-Veteranen GRAVE und ihren angeschwärzten Landsleuten NECROPHOBIC, von denen wiederum das Gitarrenduo Ramstedt/ Bergebäck genialerweise auch mit IN APHELION auftreten werden, was mich besonders freut. NAGLFAR haun in dieselbe Kerbe und schippern ebenfalls aus Sverige hierher, genauso wie die schwarzen Zwillinge von NIFELHEIM, mit all diesen Bands ist Komplettabriss vorprogrammiert! Den gleichen Anreiseweg haben zudem die Okkult-Black Metaller MEPHORASH sowie die Melo-Black-Speedies von KVAEN, den weitesten, nämlich aus New York, die dekadenten, fabulösen Jazzdeather…

SPEGLAS – Time, Futility & Death (EP)

Sie beginnt mit einer verstörenden Kakophonie aus verzerrten Stimmen und Krähenkrächzen, nur um sofort darauf in eine auf wunderschönste Art perlende akustische Gitarrenmelodie zu münden und bald das gesamte Trio miteinzubeziehen in das wohl spannendste Intro des Jahres, das der zweiten Veröffentlichung von SPEGLAS namens ‚Time, Futility & Death’. Sieben lange Jahre erwartet, wie schon ‚Birth, Dreams & Death’ leider nur eine EP, aber wiederum: was für eine!
Man könnte den Stil „Stockholmer Schule“ nennen – stets hochkreativ und unvorhersehbar, aber immer melodiebasiert und verspielt balancierend auf der Grenze zwischen Death Metal, explorierendem, psychedelisch angehauchtem Progessiv-Rock und immer wieder epischen Gitarrenmomenten des klassischen Heavy Metal. Die wichtigste Zutat fehlt jedoch noch in dieser Aufzählung. Was im Black Metal seit jeher vollkommen normal ist, wird dem Death Metal noch immer viel zu selten zugestanden: Atmosphäre als tragendes künstlerisches Stilmittel zu verwenden. „Progressiv“ heisst dann meist ultraschnelles Geshredde im TechDeath und „Melodie“ singende Twingitarren im MeloDeath, ebenfalls mit sehr viel Drive, doch dass Death Metal auch wunderbar in Zeitlupe funktionieren kann, entdecken Bands des Genres so richtig erst seit dem vergangenen Jahrzehnt wieder…

IMPERIAL TRIUMPHANT & PI live in Straßburg

Ein heisser Hochsommertag in Straßburg, das Zentrum zwischen Kathedrale und La Petite France platzt fast vor lauter Touristen, und auch eine kleine Reisegruppe aus New York City ist für einen Abend hier, um die eigene Megacity auf ihre Art zu besingen – mit den Mitteln von Black und Death Metal sowie einem guten Schuss Jazz. IMPERIAL TRIUMPHANT sind auf grosser ‘Mother Of Greed’-Europatour mit insgesamt 27 Auftritten auf diversen Festivals und in mittelgrossen Clubs. Noch sind sie bei uns nur Insidern bekannt, doch ihr aktuelles und fünftes Album ‚Spirit Of Ecstasy’ sollte das nun schnell ändern, es wird auf jeden Fall in diversen Jahresendlisten zu finden sein.

Doch zuerst will der Weg ins erst vor zwei Jahren neu eröffnete La Maison Bleue im Süden der Stadt gefunden werden, und so kommt es, dass ich von PI, die sehr pünktlich gestartet sind, nur noch den Rest des Auftrittes zu hören bekomme. Das multinationale Trio hat sich 2015 hier in Straßburg gegründet und besteht aus dem Mexikaner Guillermo González an der Neunsaitigen, Guido Pedicone aus Argentinien am fretless Bass sowie Lokalmatador Ludovic Muller am Schlagzeug. Die drei haben sich einen sehr technischen, instrumentalen und in Richtung Death Metal gewichteten Progmetal auf die Fahnen geschrieben, den sie sehr selbstversunken ihrem Publikum, das ganz offensichtlich gut mit ihrem 2019er Debüt ‚Transmutation Circles’ vertraut ist, präsentieren…