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DOOL – The Shape Of Fluidity

Wir leben in ungeheuer wechselhaften Zeiten. Der Turbo des Kapitalismus und die Gier nach Macht haben nicht nur die Erde in Brand gesetzt, alte und neue Kriege geschürt und tiefe Klüfte in unsere sozialen Gefüge geschlagen, durch sie und die immer rasantere digitale Entwicklung ist Stabilität auch in der Weltpolitik und globalen Wirtschaft zum Fremdwort geworden, . Für viele Menschen auf diesem Planeten verändert sich ihre Welt schneller als sie es erfassen können, und all diese Unwägbarkeiten treiben Verunsicherte, die sich nach den vermeintlich guten alten Zeiten sehnen, in die Arme von Demagogen. Der starke Mann soll es richten, dabei haben wir es doch letztlich alle selbst in der Hand, wie wir mit Veränderungen umgehen.

Der griechische Philosoph Heraklit wusste schon 500 v. Chr. vom Panta Rhei, „Alles fliesst“, ist ständig in Veränderung und die alltägliche, nur scheinbare Erfahrung von Stabilität und Identität ist irreführend, da im Grunde das Ergebnis ständiger Bewegung. Leider wurde seine Lehre wie auch das sogenannte Flussfragment „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“ von seinen Nachfolgern nicht als der natürliche Prozess beständigen Werdens und Wandels, als die spannungsgeladene Einheit der Gegensätze interpretiert, die in ihrer Polarität jederzeit ineinander umschlagen…

Diverse SLÆGT-Reviews

von UltraViolet aka U.Violet, zuerst erschienen bei www.Saitenkult.de: SLÆGT – Goddess Mrz 22, 2022 ~ 2022 (Century Media Records) – Stil: Black Heavy Metal ~ SLÆGT werden in meinen Ohren immer die „Jungs aus Kopenhagen“ bleiben. Das ist alles andere als despektierlich gemeint, zumal nach dem nun vorliegenden vierten Langspieler und ihrem Wechsel zu „Century …

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E-L-R – Review, Interview und Livebericht

von UltraViolet aka U.Violet, zuerst erschienen bei www.Saitenkult.de: E-L-R – Mænad Okt 28, 2019 ~ 2019 (Prophecy Productions) – Stil: Post Metal/Doom/Psychedelic ~ Um inneren Nachhall beim Hörer zu erzeugen, genügt nicht einfach nur ein Tritt aufs Reverb-Pedal. Je mehr ein Gedanke reflektiert wird, desto vielfältigere Facetten an Bedeutung erhält er, desto mehr Menschen wird …

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Diverse OBSCURA – Reviews

von UltraViolet aka U.Violet, zuerst erschienen bei www.Saitenkult.de: OBSCURA – Diluvium Jul 14, 2018 2018 (Relapse Records) – Stil: Prog/Tech Death Ihr kennt das ja: eine Lieblingsband kündigt an, ins Studio zu gehen – juhuu, bald endlich wieder ein Meisterwerk im Player, klasse, mal sehen, was ihnen diesmal alles so einfällt. Muss ich gleich den …

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SIGH – Live: The Eastern Forces Of Evil

Wie viele andere Bands haben auch die japanischen Black Metal-Avantgardisten SIGH während der Corona-Zeit die Möglichkeit schätzen gelernt, Konzerte ohne Publikum zu spielen und sie per youtube zu veröffentlichen, und so gingen sie auch im Jahr vor ihrem 30jährigen Bandjubiläum auf die traditionell gestaltete Bühne, um ihrer eigenen Geschichte zu bedenken sowie die neuen Songs des Magnum Opus ‚Shiki’ (siehe Review hier) endlich live zu spielen. Es war anfangs gar nicht geplant, dabei ihr drittes Livealbum aufzunehmen, doch da die Aufnahme so gut geriet, wurde eben ‚Live: The Eastern Forces Of Evil’ daraus, ein Querschnitt durch das Beste des aktuellen Albums, aber vor allem die verdorbenen Früchte aus dreissig Jahren absoluter Pionierleistung im ostasiatischen Black Metal.

Die titelgebende Zeile und wohl auch Selbstverständnis der Band stammt denn auch aus dem ersten Song nach dem Intro, ‚A Victory of Dakini’ vom SIGH-LP-Debüt ‚Scorn Defeat’ aus dem Jahre 1993, die zeigt, wer damals Bandleader und heutzutage einzigem Gründungsmitglied Mirai Kawashima’s grosse Vorbilder waren, das Ding ist auch in der heutigen Version noch VENOM-Worshipping galore, und erschien zudem damals auf Euronymous Label “Deathlike Silence Productions”. Gleichzeitig ist der aktuelle Plattentitel ein Zitat des ersten, später offiziell gewordenen Bootleg…

BLACKBRAID – II

Inwieweit beeinflusst die Natur um uns, die Landschaft, der Grund und Boden, auf dem wir geboren, aufgewachsen sind und leben, unsere Kunst? Hat der geographische Hinter-, oder besser Untergrund verglichen mit dem kulturellen, mit den Traditionen und der Geschichte, überhaupt einen Einfluss auf Menschen? Hört man das Lagerfeuer und die ersten gezupften Töne von ‚Autumnal Hearts Ablaze’, dem Intro zum zweiten BLACKBRAID-Album, fühlt man sich jedenfalls sofort nach Nordamerika versetzt, und zwar in eine nördliche, bergige Region wilder Wälder; musikalisch erinnert es anfangs vielleicht genau wegen dieser Naturstimmung an Cascadian Black Metal und WOLVES IN THE THRONE ROOM oder AGALLOCH, schnell kommt jedoch noch eine andere Note hinzu, und zwar eine, die längst überfällig war – der Einfluss und Ausdruck der ursprünglichen Bewohner des Landes.

BLACKBRAID ist das Soloprojekt von Sgah’gahsowáh, der nach dem gerade in den USA extrem gefeierten Debüt ‚Blackbraid I’ bereits ein knappes Jahr später nun dessen Nachfolger vorlegt, doch die vorgelegte Release-Geschwindigkeit sowie nochmalige qualitative Weiterentwicklung der Musik sind bei weitem nicht das einzig Erstaunliche an dieser Neuentdeckung. Es ist nicht die erste indigene US-Black Metal Band (von denen die meisten…

CULTHE FEST 2023 – Festivalbericht

Dass das CULTHE FEST eine durch und durch leidenschaftliche DIY-Veranstaltung voller Idealismus, Engagement und Herzblut ist, haben wir ja schon HIER in unserer Vorschau betont, die sich alle leider-bisher-noch-nicht-CulthistInnen zwecks Vermeidung von Wiederholungen zuerst einmal zu Gemüte führen sollten, bevor sie nun diesen Festivalbericht goutieren. Und wenn ihnen dann bewusst wird, was da seit zehn Jahren in schöner Regelmässigkeit, wenn auch zuletzt unterbrochen durch die Pandemie, zwei FeierTage lang im Haverkamp in Münster so alles los ist, werden echte Untergrund-Extremmetalfans ab sofort das Osterwochenende für einen Besuch in Westfalen reservieren, wie es eingefleischte (ist das heutzutage eigentlich noch eine valide Formulierung? Ich zumindest erinnere mich eher an die genialen Falafelrollos vom Al Hayat-Wagen im Hof…) Fans schon seit einigen Jahren tun…

Das Festival beginnt eigentlich schon nach dem Gang zum Briefkasten, wenn die Post mit den Karten eingetroffen ist – in einem so liebevoll handbeschrifteten Umschlag, wie auch das Musik- sowie das Rahmenprogramm des CULTHE FESTs kuratiert werden. Schön gestaltete Flyer und Sticker begleiten die Tickets und es würde nicht wundern, wenn dem Brief auch Weihrauch- oder vielleicht besser Lovecraftscher, unaussprechlich culthiger Schwefeldunst entströmen würde, passen würd’s allemal! Da ja graphische KünstlerInnen genauso Teil des Festivals sind wie die Bands, kann der Veranstalter Culthe Collectiv e.V. diesmal auch gleich auf diverse Designs für…

Urlaubsreif? Ab ins Rock & Chill Hotel!

Urlaub. Die für viele bald wieder bevorstehenden schönsten Wochen des Jahres, in denen alles harmonischer, entspannter und genussreicher sein soll als im stressigen Rest des Jahres – ausser man ist sowieso schon tiefenentspannt, was uns zu der Frage führt: wie machen Metalheads eigentlich Urlaub?
Nun, das ist wie alles im Leben eine sehr individuelle Angelegenheit, die natürlich vor allem vom Kettengeldbeutel abhängt, und von der gerade aktuellen Lebensphase, sprich: Familie, deren Wünsche klar vorgehen. Doch schauen wir uns mal die vogelfreien Metaller an – abgesehen vom einsam in den dichten nordischen Wäldern umherstreifenden Black Metal Fan – was sind ihre Traumziele, wie verbringen sie ihre Ferien am liebsten?
In den Achtzigern zog es die Fans, die dafür unterm Jahr Überstunden kloppten oder in irgendwelchen Zusatzjobs rackerten, nach London, New York oder auf den Sunset Strip in L.A., um wenigstens einmal ihren Idolen und deren Rock’n’Roll-Lebensstil näherzukommen, gerne nahm man dabei noch ein paar Konzerte mit. Von solchen Ausnahmetrips zehrte man damals ewig, heute sitzt das Portemonnaie deutlich lockerer, und glaubt man dem Klischee (und der Werbetrommel…), zieht es den durchschnittlichen Metaller regelmässig auf einen dieser grauenhaften schwimmenden und Schweröl fressenden Wohnblocks, um All-Inclusive-Kreuzfahrt mit Festival meist zweifelhaften LineUps…

MDXX – MDXX

Kaum zurück aus den Wäldern des vorigen Reviews, sind wir schon wieder in Stockholm. In welchem Zeitalter der Menschheitsgeschichte wir uns befinden soll erst einmal egal sein. Und abermals erklingen Gitarrenmelodien, fast zu schön um wahr zu sein, zu eingängige Songs und zu gelungene Arrangements zwischen Doom, klassischem 80er Metal und 70er Hardrock, jedoch mit einer ständig im Hintergrund lauernden, sinistren, okkulten und deutlich eingeschwärzten Schlagseite, die das Ganze jedoch gerade noch interessanter macht – da muss doch der Teufel seine Hände im Spiel haben! Kaum gedacht, hören wir tatsächlich schon vom gefallenen Gott und seiner neu gezeugten Kreatur, die die Menschheit ausradieren soll vom Angesicht seiner Schöpfung, und hätten wir’s nicht bereits vor anderthalb Jahrzehnten unweit im selben Lande erlebt, man könnte den Eindruck haben, hier würde sich eine Geschichte wiederholen…

1520 war ein Schlüsseljahr in der Geschichte Schwedens und seines Freiheitskampfes um Unabhängigkeit von Dänemark, das seit Ende des 14. Jahrhunderts die Herrschaft über ganz Skandinavien und Island innehatte. Es endete am 7. November 1520, drei Tage nach der Krönung des Dänenkönigs Christian II., Sieger im Unabhängigkeitskrieg…

JENNY HVAL – Gott hassen

Können Worte Emotionen jemals umfassend beschreiben? Wohnen ihnen gar Gefühle inne, sind sie wie elektrisch damit aufgeladen, oder lösen sie diese nur aus? Was gibt Worten diese sogartige Wirkung auf uns, und woher beziehen sie die Energie dafür? Wird sie durch den kreativen Akt des Schreibens kanalisiert, aber wo war sie dann zuvor? Wie gelingt AutorInnen dieser magische, Bedeutung und vor allem Verbindung erschaffende Prozess und was ist hilfreich und notwendig dafür? All diesen und vielen weiteren künstlerischen, magischen und existenziellen Fragen geht JENNY HVAL in ‚Gott hassen’ nach.

Die Norwegerin ist bisher vor allem als vielfach ausgezeichnete Musikerin bekannt, hat jedoch zudem Kreatives Schreiben und Performance studiert und arbeitet als Journalistin und Autorin, und all diese verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen finden nun in ihrem zweiten Roman zusammen. Man kann dieses Buch mit ihrer eigenen, zwischen Avant-Pop und Electroexperimentellem oszillierenden Musik in Hintergrund lesen, tatsächlich passt jedoch der von ihr ständig untersuchte und auch immer wieder zitierte „total misanthropische Black Metal“, gerne frühe DARKTHRONE, deutlich besser zum Leseerlebnis, geht es doch viel um die Jugend der Protagonistin, die Gott hasst und Black Metal verehrt, entsprechend auch selbst in einer Band spielt und die Farbe Schwarz als einzig mögliche identifiziert, stellt sie doch den totalen Kontrast zu den properen weissen Dörfern des tiefchristlichen und genauso spiess-…