Schlagwort: DARKTHRONE

SØSTRE – s/t

Das sogenannte moderne Leben auf diesem Planeten voller Irrer ist kein Spass, und kann einer schon mal ein apokalyptisches Seelentief inklusive totalem Rückzug aus dem ganzen Wahnsinn verschaffen. Absolut verständlich, oder? Und entsprechend düstere Musik kann dann dabei helfen, etwas Abstand zum ganz normalen Wahnsinn zu bekommen. Doch auch der grösste schwarzmetallische Misanthrop und Griesgram, der nerdigste Psychedelic-Progster oder der superXstraightedge Punk brauchen ab und zu etwas Spass durch einen gewaltigen musikalischen Arschtritt, um aus ihren Gedankenschleifen heraus zu kommen und wieder geerdet, happy und verschwitzt zusammen mit anderen am Leben teilzunehmen, aka es so anarchisch und fröhlich wie nur möglich zu feiern.

Den perfekten Soundtrack dazu liefert eine neue Band aus dem norwegischen Bergen, das zwar eher für folkloristisch angehauchten Black Metal bekannt ist, aber eben auch eine „Punkrock City“ mit einer extrem aktiven Szene ist. Die vier Schwestern (“Søstre”) sind zwar allesamt männlich, etwas Verspieltes geht ihnen jedoch bei aller Härte nie ab, sie schwelgen thematisch in schwarzer Magie und SciFi, Ritualen und Philosophie, Schlangen und explodierenden Monden, Schwerelosigkeit und Bewusstseinserweiterung, und beweisen auch musikalisch sehr viel blühende Phantasie…

JENNY HVAL – Gott hassen

Können Worte Emotionen jemals umfassend beschreiben? Wohnen ihnen gar Gefühle inne, sind sie wie elektrisch damit aufgeladen, oder lösen sie diese nur aus? Was gibt Worten diese sogartige Wirkung auf uns, und woher beziehen sie die Energie dafür? Wird sie durch den kreativen Akt des Schreibens kanalisiert, aber wo war sie dann zuvor? Wie gelingt AutorInnen dieser magische, Bedeutung und vor allem Verbindung erschaffende Prozess und was ist hilfreich und notwendig dafür? All diesen und vielen weiteren künstlerischen, magischen und existenziellen Fragen geht JENNY HVAL in ‚Gott hassen’ nach.

Die Norwegerin ist bisher vor allem als vielfach ausgezeichnete Musikerin bekannt, hat jedoch zudem Kreatives Schreiben und Performance studiert und arbeitet als Journalistin und Autorin, und all diese verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen finden nun in ihrem zweiten Roman zusammen. Man kann dieses Buch mit ihrer eigenen, zwischen Avant-Pop und Electroexperimentellem oszillierenden Musik in Hintergrund lesen, tatsächlich passt jedoch der von ihr ständig untersuchte und auch immer wieder zitierte „total misanthropische Black Metal“, gerne frühe DARKTHRONE, deutlich besser zum Leseerlebnis, geht es doch viel um die Jugend der Protagonistin, die Gott hasst und Black Metal verehrt, entsprechend auch selbst in einer Band spielt und die Farbe Schwarz als einzig mögliche identifiziert, stellt sie doch den totalen Kontrast zu den properen weissen Dörfern des tiefchristlichen und genauso spiess-…