ULTHA & UNRU live

Wisst ihr noch, wie BĂŒhnennebel riecht? Ich hatte das komplett vergessen, und das hat mir nochmal gezeigt, was die vergangenen zwei Jahre im Höhlen-RĂŒckzugsmodus mit mir gemacht haben. Wie viel ich komplett verdrĂ€ngt hatte, was zuvor einen riesigen Teil meines Lebens ausgemacht hat, und eben gerade den, der mir am meisten gibt. Livestreams sind schön und gut, aber eben allermeistens auch nur steriles TV, eine KrĂŒcke, Musikporno.
Sicher, auch ich habe mich drĂŒber gefreut, in all der seltsamen Zeit Bands auf diese Weise ĂŒberhaupt mal zu sehen, aber genau das, was Konzerte so auszeichnet, die Vorfreude, die Gemeinschaft, das Leute treffen und reden, und vor allem die immer wieder neu und anders entstehende Energie zwischen Band und Publikum, das Grummeln der BĂ€sse in den FĂŒssen, das sich auch körperlich in die Musik fallen lassen, die Entdeckungen am Merchtisch und natĂŒrlich auch der Nackenmuskelkater am Tag danach – all das fehlte mehr als schmerzhaft.

Umso besser, dass sich bei der UNRULTHA-Tour nun alle Beteiligten Riesendosen an Nebel einfahren konnten, und natĂŒrlich auch alles andere, was eben so dazugehört. Neun Dates in Deutschland mit kurzen Abstechern nach Holland und Österreich, so kann man seine Osterferien auch verbringen, vor allem wenn man mit Freunden unterwegs ist…

SPRING DUDEFEST 2022 Livebericht

Konzert, sogar Festival, wie ging das nochmal? Was muss ich mitnehmen? Der Griff zur Maske ist so fest eingeĂŒbt wie der zum Portemonnaie, aber sonst? Ahso, ja klar, Gehörschutz, es wird ja laut! Laut? Seltsam
 es war doch so angenehm, wie still die Welt geworden war, und nun freue ich mich auf LĂ€rm? Ja, tu ich! Alles paradox. Was frĂŒher Alltag war, ist nun erstmal ungewohnt.

Ach ja und die Kamera! Ist der Akku ĂŒberhaupt geladen? Bin total aus der Übung
 wozu eigentlich Bilder, soll ich ĂŒberhaupt einen Festivalbericht schreiben, interessiert das heutzutage jemanden? Egal, sehn wir dann, los jetzt!

Alles fĂŒhlt sich noch so „anders“ an, so ungewohnt, zumindest bis man in der Location angekommen ist, einen Stempel auf die Haut gedrĂŒckt bekam und an der Bar das erste GetrĂ€nk geholt hat. Nebenan ist schon Soundcheck, sofort ist die hibbelige Spannung da, wie der Abend wohl wird, man geht automatisch zu den Merchtischen und schaut sich um, wer noch so alles da ist. Und dann startet die erste Band, und plötzlich ist doch alles wie immer…

SATYRICON & MUNCH

…wenn Black Metal auf bildende Kunst trifft
„Ich ging spazieren mit zwei Freunden. Da sank die Sonne. Auf einmal ward der Himmel rot wie Blut, und ich fĂŒhlte einen Hauch von Wehmut. … Meine Freunde gingen weiter, und ich stand allein, bebend vor Angst. Mir war, als ginge ein mĂ€chtiges, unendliches Geschrei durch die Natur.“ 
(Edvard Munch 1891 ĂŒber ‘Der Schrei’)
Habt ihr Musik schon einmal gesehen? Sie nicht nur gehört, sondern gleichzeitig auch Bilder davon vor eurem inneren Auge gehabt? Nicht nur echte Synaesthetiker, also Menschen, die beispielsweise Töne gleichzeitig als verschiedene Farben oder GeschmĂ€cker wahrnehmen, kennen solche automatischen Verbindungen unterschiedlicher Sinnesreize; auch ohne diese spezielle FĂ€higkeit ordnen wir EindrĂŒcke verschiedenen Empfindungen zu, erleben Farben als „kalt“ oder „warm“, KlĂ€nge als „grell“ oder „weich“, LaustĂ€rken als „bedrohlich“ oder „geheimnisvoll“

Um einen umfassenden Eindruck von etwas zu bekommen, setzen wir also mehrere Sinne gleichzeitig ein, jeder Waldspaziergang wird so zum Bad in Sinnesreizen, es gibt zu sehen, riechen, hören und fĂŒhlen, und wir kommen nicht nur wegen der guten Luft erfrischt nach Hause, sondern weil auch unsere Seele berĂŒhrt wurde. Kunst wirkt auf dieselbe Weise…

RUMOURS – The Lower We Sink, The Less We Care

Mit der wieder anlaufenden Tourmaschinerie wĂ€chst auch die Lust auf bier- und schweissgetrĂ€nkte Gigs in kleinen, dunklen Clubs, bei denen man einfach nur abfeiern und die versinkende Welt fĂŒr einen Abend vergessen kann. DafĂŒr ist dreckiger, straighter Rock, zu dem sich genauso die FĂ€uste recken, mitschreien wie rhythmisch arschwackeln lĂ€sst, bestens geeignet, und so haben sich RUMOURS tatsĂ€chlich den perfekten Zeitpunkt fĂŒr ihr AlbumdebĂŒt ausgesucht, das Livevibes quasi als Sonderausstattung schon eingebaut hat.

Benannt nach FLEETWOOD MACs Zeitenwendealbum und entstanden aus dem sĂ€chsischen DEATHRITE/PURGATORY/BLACK SALVATION-Umfeld, widmet sich das mit drei (
you know!) Gitarristen auflaufende Sextett einer todesdĂŒsteren, aber gleichzeitig quicklebendigen Heavy Rock’n’Roll-Variante, die ich zuerst eher in Stockholm als in Dresden verortet hĂ€tte dank des TRIBULATION-Gothic-lastigen Openers ‚The Impetuous Glory Of Terror’ und natĂŒrlich ihres verspielten, genauso verhallten wie warmen Sounds, den ihnen tatsĂ€chlich Martin „Konie“ Ehrenkrona in Stockholms Studio Cobra verpasst hat, der sich jedoch grundsĂ€tzlich aus Inspiration, SelbstverstĂ€ndnis und den sich daraus entwickelnden Arrangements der Band ergibt. Denn hier geht es um deutlich mehr als ein paar Deathmetaller, die auch mal ein anders gestimmtes Vintage-Instrument in die Hand nehmen wollten, sondern um die Hinwendung an…

CHURCH OF THE SEA – Odalisque

GegensĂ€tze machen Kunst spannend, und das gilt genauso fĂŒr Musik – Stil-Crossover und die Kombination unerwarteter Elemente öffnen TĂŒren zu neuen auditiven Erfahrungen. Ein immer populĂ€rer werdendes Beispiel aus dem Doom-Dunstkreis sind Ă€therische Stimmen und Stimmungen ĂŒber repetitiven Drones und langsamen, schweren Riffs, wie wir sie beispielsweise von (DOLCH), FRAYLE, KING WOMAN, LIƁITH, den beiden Wölfinnen oder auch E-L-R kennen. Doomgaze kann man das nennen, wenn eine schwebende, shoegazige AtmosphĂ€re mit stark verzerrten SoundwĂ€llen in Austausch geht, und CHURCH OF THE SEA fĂŒgen diesem Konzept noch einen kĂŒhlen Darkwave-Touch hinzu, der ihnen weitere Hörerkreise erschliesst.

Das Trio aus Athen erschafft eine sehr elegante Musik, gerade auch durch das schleppende Tempo, das nur selten GeschwindigkeitsausbrĂŒche erlaubt und die starken Kontraste, mit denen sie arbeiten. Vangelis’ mĂ€andernden, schweren Riffs und melodischen LeadausflĂŒgen steht Irinis Stimme mehr als gleichwertig gegenĂŒber, und das Dreieck wird durch Alex’ Drum- und sonstige Synths geschlossen. Und da gibt es noch mysteriöse, wie mit HĂ€mmern geschlagene oder Bögen gestrichene, metallisch kalt klingende spezielle Instrumente wie gerissene Klaviersaiten und Becken, die eine gute Portion noisigen Industrialtouch dazugeben, und den einzigartigen CHURCH OF THE SEA-Sound…

UNRULTHA Tour 2022

Kommenden Freitag startet in Berlin fĂŒr alle, die noch einen viel zu lang ungenutzten Vorrat an Schmerzsalbe fĂŒr die Nackenmuskeln daheim haben, die perfekte Tour, um wieder besser in Form zu kommen: UNRULTHA!

Endlich wieder moderner Black Metal & dessen Genregeschwister live, und so abwechslungsreich und vielschichtig wie nur möglich – atmosphĂ€risch, geblastet, dissonant, episch, mit Punk- und Post-Punk-Vibes von zwei der schweißtreibendsten und tiefe, wilde Trance erzeugenden Formationen hierzulande. Diese Kombination ist nicht nur durch personelle Verflechtungen so naheliegend und bewĂ€hrt, vor allem speist sie sich aus ganz Ă€hnlichen Energien, und das ĂŒbertrĂ€gt sich natĂŒrlich auch aufs Publikum. Seid gefasst auf einen dĂŒsteren, emotionalen und vor allem sehr, sehr intensiven Abend.

Beide Bands haben brandneue Alben mit besten AOTY-Chancen im GepĂ€ck, UNRU das vielsagende ‘Die Wiederkehr des VerdrĂ€ngten’ und ULTHA nach zwei Jahren selbstgewĂ€hlter Pause den meisterhaften Abschluss ihrer Trilogie, die sich von  ‘Converging Sins’ ĂŒber ‘The Inextricable Wandering’ zu ‘All That Has Never Been True’ (zum Review gehts hier) spannt, womit auszugehen ist, dass auch der eine oder andere neue Song zu hören sein wird. Zudem gibts als Zugabe in manchen StĂ€dten…

ULTHA – All That Has Never Been True

ULTHA, das ist entweder ganz oder gar nicht. Als ich 2018 ihrem drittem Album ‘The Inextricable Wandering’ die beiden Möglichkeiten zusprach, es entweder nebenbei zur Unterhaltung und Ablenkung hören zu können oder sich seelisch komplett darauf einzulassen, sich dieser Musik förmlich auszuliefern, habe ich, retrospektiv gesehen, sowohl die weitere Entwicklung der Band als auch die grundsĂ€tzliche emotionale Wirkung ihrer Musik unterschĂ€tzt. SpĂ€testens ‘Belong’  hat dann gezeigt, dass es bei den Kölnern nur zwei Alternativen gibt: sich völlig öffnen und erleben, was diese so intensive, hochemotionale Musik mit einem macht, das kann herausfordernd sein, heilsam, sogar kathartisch, oder eben absolut nichts damit anfangen können – nein, viel eher: das gar nicht wollen, ihre Wirkung abblocken, weil einem das Unbewusste davon tunlichst abrĂ€t, sich mit unangenehmen Erinnerungen und lange verdrĂ€ngten Erfahrungen zu konfrontieren. Denn die kommen zurĂŒck, ob man will oder nicht, durch sie spricht unsere dunkle Seite, die wir gerne ĂŒbersehen, zu der es manche von uns jedoch regelrecht hinzieht. Und Musik kann der wundertĂ€tige SchlĂŒssel dazu sein Dinge zu be- und verarbeiten, fĂŒr die man keine Worte findet, auch Bandkopf Ralph Schmidt hat dies in vielen Interviews bestĂ€tigt…

ROCK FOSSILS on Tour

Was passiert, wenn sich begeisterte PalĂ€ontologen, die alle selbst absolute Metalheads sind, mit ebensolchen Museumskuratoren und Designern zusammentun? Sie entwickeln eine Wanderausstellung aus Fossilienmodellen, die allesamt nach Metalmusikern und Lieblingsbands benannt sind, und schicken sie auf Tour durch Europa – Metalfestivals wie das Copenhell oder Sweden Rock inklusive. Jetzt kommen die ROCK FOSSILS ins Senckenberg Museum Frankfurt!

Alles begann damit, dass Prof. Mats Eriksson, ein schwedischer PalĂ€ontologe, einem bisher unbekannten, ĂŒber 400 Millionen Jahre alten marinen Borstenwurm den Namen “Kingnites diamondi” verpasste, und ebenfalls metallaffine Fachkollegen das mitbekamen. Es ist unter Fossilienforschern nicht ungewöhnlich, neu entdeckte uralte Lebensformen…

Ready for DARK EASTER METAL MEETING 2022 ?!

Das in Extremmetallerkreisen seit Jahren fest etablierte Dark Easter Metal Meeting findet nach zwei Verlegungen nun endlich wieder statt!  Die ursprĂŒnglich fĂŒr 2020 geplante neunte Ausgabe musste wegen der Covid-19-Pandemie zweimal auf den nun 16. & 17. April 2022 verschoben werden – als eines der ersten ausgefallen, wird es nun eines der alleresten deutschen Festivals sein, das wieder regulĂ€r und ohne EinschrĂ€nkungen stattfinden darf. 

Wer die tolle Location, das MĂŒnchner Backstage mit seinen drei unterschiedlich grossen BĂŒhnen, kennt und schon einmal am DEMM teilgenommen hat, weiss dass ihn ein perfekt organisiertes und unvergessliches Osterwochenende voller Black-, Dark-, Death- und Doom-Metal und einer Horde Fans aus aller Welt erwartet. Headliner sind diesmal MARDUK, PRIMORDIAL, MY DYING BRIDE und das Vincent/Sandoval ‘Blessed Are The Sick-Projekt I AM MORBID, gefolgt von SWALLOW THE SUN, BELPHEGOR und GAAHLS WYRD. Besonders ans schwarze Herz möchte ich euch diesmal MESSA, DORDEDUH, KONVENT, CRESCENT, YOTH IRIA und die frĂ€nkischen Durchstarter KANONENFIEBER legen.

Alle bereits gekauften Tickets fĂŒr 2020 bzw. 2021 behalten weiter ihre GĂŒltigkeit, das DEMM 2022 bleibt damit weiterhin ausverkauft. GlĂŒckliche Ticketbesitzer können sich auf 32 internationale, nationale und lokale Bands auf drei BĂŒhnen freuen, die Running Order steht mittlerweile fest…