Schlagwort: Doom Metal

CULTHE FEST 2023 – Vorschau

Das Culthe Fest um Ostara, der Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche, herum zu veranstalten, kann schon als Hinweis auf die Gesinnung der Veranstalter verstanden werden, die in einer Welt des schönen Scheins die Dunklen Künste feiern, und das bereits seit 2014, damals noch unter dem Banner des als Unaussprechliche Culthe Festivals und als absolute DIY-Veranstaltung – woran sich bis heute nichts geändert hat. Nach der pandemiebedingten Pause geht es nun weiter mit Black-, Death, Doom, Drone und den entsprechenden Post-Schienen, an zwei Tagen und mit drei Bühnen, Sputnikhalle und Triptychon, sowie dem kleineren Café Sputnik.

Mittlerweile steht auch die Running Order, 18 Bands aus sieben Ländern werden dieses Jahr auftreten, mit ULTHA und THE RUINS OF BEVERAST als Headliner am Samstag bzw. Sonntag, wobei sich das restliche handverlesene LineUp genauso sehen lassen kann und ein weites Spektrum zwischen Black Metal diverser Spielarten, Death Metal, Doom, Punk, Ambient, Drone sowie Dark Folk und Singer/Songwritern abdeckt. Besonders fair: jede Band spielt mindestens 45 Minuten, und es gibt keine Überlappung zwischen den drei Bühnen, sondern sogar noch Päuschen zwischen den Auftritten, so dass tatsächlich die Möglichkeit besteht, alles zu sehen und trotzdem eine entspannte Zeit zu haben – wo bitte gibt es das sonst?
Die leiseren, feine Töne sind am besten im Triptychon aufgehoben, dort finden neben den beiden Lesungen die akustischen…

MDXX – MDXX

Kaum zurück aus den Wäldern des vorigen Reviews, sind wir schon wieder in Stockholm. In welchem Zeitalter der Menschheitsgeschichte wir uns befinden soll erst einmal egal sein. Und abermals erklingen Gitarrenmelodien, fast zu schön um wahr zu sein, zu eingängige Songs und zu gelungene Arrangements zwischen Doom, klassischem 80er Metal und 70er Hardrock, jedoch mit einer ständig im Hintergrund lauernden, sinistren, okkulten und deutlich eingeschwärzten Schlagseite, die das Ganze jedoch gerade noch interessanter macht – da muss doch der Teufel seine Hände im Spiel haben! Kaum gedacht, hören wir tatsächlich schon vom gefallenen Gott und seiner neu gezeugten Kreatur, die die Menschheit ausradieren soll vom Angesicht seiner Schöpfung, und hätten wir’s nicht bereits vor anderthalb Jahrzehnten unweit im selben Lande erlebt, man könnte den Eindruck haben, hier würde sich eine Geschichte wiederholen…

1520 war ein Schlüsseljahr in der Geschichte Schwedens und seines Freiheitskampfes um Unabhängigkeit von Dänemark, das seit Ende des 14. Jahrhunderts die Herrschaft über ganz Skandinavien und Island innehatte. Es endete am 7. November 1520, drei Tage nach der Krönung des Dänenkönigs Christian II., Sieger im Unabhängigkeitskrieg…

MESSA und JULINKO – Tourstart 2023 in Karlsruhe

Ich kann es nicht oft genug sagen: Leute, geht auf Konzerte, nur das ist das wahre Leben! Nicht nur dass man immer unerwartete Leute wiedertrifft, mit Freunden zusammenkommt und einfach Spass miteinander hat, man lernt auch ständig tolle neue Bands kennen – wie heute JULINKO, eine Solokünstlerin ebenfalls aus dem Veneto, die MESSAs diesjährige Mitteleuropa-Tour eröffnet. Ich wusste zuvor nicht mehr als dass es poetisch werden sollte mit ihr, aber tatsächlich wurde es transzendental, ihr Auftritt fand in einer anderen Sphäre statt, entführte in ihre Phantasiewelt mit all ihrem Licht und Schatten.

JULINKO arbeitet mit ihrer Stimme, ihren Gitarren, Effekten, sparsamer Percussion und vor allem mit Loops, doch wer nun an LILI REFRAIN denkt, liegt falsch, obwohl es zweifellos Parallelen zwischen den Beiden gibt. Sie nutzt bei dem heutigen Auftritt ihre Stimme wie ein weiteres Instrument, und da ist sie eine Virtuosin. Sie zirpt, zittert, bebt, lässt die Töne durch Kopf, Kehle und Brust wandern und wird selbst zum Stimmorgan, ihrem Experimentieren sind dabei keine Grenzen gesetzt. Dazu begleitet sie sich auf der Gitarre, die sie ebenfalls auch gerne unkonventionell für ewig wabernde Drones und andere eindrucksvolle Effekte benutzt. Es ist eine Exploration des hörbaren Raumes, seine Grenzen…

SCÁTH NA DÉITHE – Virulent Providence

Gibt es so etwas wie ein generationenübergreifendes Traumagedächtnis? Was geben Eltern ihren Kindern an Lebenserfahrung unbewusst rein durch Vererbung, nicht durch Erziehung, weiter? Verändern Ereignisse der Vergangenheit auch die Erbinformationen, wie es Mutationen tun? Nach der Entdeckung der DNA in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts galt lange das Dogma, dass alle Zellen des Körpers genau denselben Satz identischer Chromosomen enthalten und daher alle Erbinformationen, sei es bei Pflanzen, Tieren oder anderen Organismen, ausschliesslich über die evolutionär sehr stabile DNA-Sequenz zwischen den Generationen weitergegeben werden. Genaue Beobachter misstrauten jedoch schon früh dieser Annahme, die sämtliche Einflüsse der Umwelt auf die Gene aussen vor liess. Heute gibt es einen eigenen Forschungszweig, die Epigenetik, die untersucht, wie sich Umwelteinflüsse von den Vorfahren auf die folgenden Generationen auswirken, denn dass Faktoren wie frühkindliches Trauma, Fehl- oder Unterernährung oder die Einwirkung von Umweltgiften dies tun, ist lange bekannt, und auch die genetischen Mechanismen, wie dies vor sich geht, konnten mittlerweile entschlüsselt werden.
Es gibt also sogar auf molekularer Ebene, in jedem von uns, ein kollektives Menschheitsgedächtnis, wie es von Psychologen und auch Physikern lange postuliert wurde, C.G. Jung nannte es das „Kollektive Unbewusste“, in dem das…

TRIBUNAL – The Weight Of Remembrance

Der Begriff “Doom & Gloom” wird gerne als Schwarzmalerei ins Deutsche übersetzt, als Katastrophenmeldung oder Weltuntergangsstimmung – wie passend für einen düsteren, schweren Musikstil. Gäbe es „Gloom Doom“1 tatsächlich, das neue kanadische Duo TRIBUNAL wären sicherlich Vorreiter dieses Subgenres. Ihr Debüt ‚The Weight Of Remembrance’ ist seit ein paar Tagen erhältlich, und ich habe mich beim ersten Hören kurz vom bekannten Regen-und-Kirchenglocken-Beginn täuschen lassen, der jedem Doomjünger der alten Schule die Freudentränen in die andächtig geschlossenen Augen treibt, doch diese Reminiszenz an die Gottväter des Genres aus Birmingham muss als respektvolle und tiefe Verbeugung einer Band gedeutet werden, die weiss auf welch historischem Boden sie sich bewegt bei ihrer Reise in die Zukunft; zumal sie dieses Vermächtnis, was die Rhythmusarbeit angeht, auch durchgehend mit stampfender Heavyness und konsequent sehr niedrigen BPMs zelebriert.
Doch zurück zum Opener ‚Initiation’, der Regen wird schnell abgelöst vom eindringlichen Cello der klassisch ausgebildeten Soren Mourne, die auch den Bass bedient und vor allem den Klargesang übernimmt, die musikalische Marschrichtung wird dadurch sofort gebrochen und neu definiert, MY DYING BRIDE kommen in den Sinn, später auch DRACONIAN sowie A FOREST OF STARS, denn Gothic- und Death-, sogar Black Metal-Einflüsse machen den wahren…

AHAB – The Coral Tombs

Ein Mann, zwischen mitfühlendem Humanismus und abgrundtiefem Hass auf die Menschheit zerrissen. Von Forschergeist, Kunst- und Naturbegeisterung genauso angetrieben wie von einem unstillbaren Durst nach Rache und Vergeltung. Genial, geistig hellwach und voller innovativer Ideen, doch innerlich tot, seit er seine Lieben, seine Vision für eine bessere Welt, einfach alles verlor, was sein Leben ausmachte – wer könnte besser für die extremen Kontraste in der Musik von AHAB stehen als le capitaine Nemo, Kommandant der „Nautilus“, der seine Toten auf dem tropischen Meeresgrund begräbt, wo Korallenpolypen sie allmählich in lebenden Särgen einschliessen?

‚The Coral Tombs’, das Covermotiv ist der Korallenfriedhof aus „20.000 Meilen unter den Meeren“, Jules Vernes bekanntestem maritimem Roman, denn diese unterseeische Reise durch alle Weltmeere ist diesmal die literarische Vorlage für das fünfte Album der Nautik Doomer und Begründer dieses Funeral Doom-Subgenres. Doch überraschend schwarzmetallisch melden sich die Süddeutschen zuerst einmal mit einem turbulenten Blastbeat-, Schrei- und Riffgewitter aus ihrer achtjährigen Pause zurück, nämlich mit dem rasant vertonten Angriff des ersten Unterseeboots der Literaturgeschichte auf das Expeditionsschiff von Professor Aronnax und seinen Gefährten. So wie ein Schiff-…

DARK EASTER METAL MEETING 2023 – Vorschau

Dass Neujahrsvorsätze nur in den seltensten Fällen Sinn und Bestand haben, ist eine Binsenweisheit. Wenn jedoch ein liebevoll den Szenetraditionen verpflichtetes und gleichzeitig stets am Puls der Zeit kuratiertes Extremmetalfestival in einer der schönsten deutschen Locations, dem Backstage in München, nach all den Veränderungen der letzten Jahre nun Ostern 2023 seine 10. Ausgabe feiern kann, ist Karten kaufen und sich gehörig drauf freuen schon genug guter Vorsatz für das neue Jahr!

Das abwechslungsreiche Billing ist nun finalisiert, 32 Bands werden wieder in den drei Venues des Backstage am Start sein. Die Headliner der Jubiläumsausgabe sind zum einen die Doomheroen von CANDLEMASS und zum anderen TRIUMPH OF DEATH, Tom Gabriel Warriors Rückkehr zu seinen HELLHAMMER-Wurzeln, flankiert von den griechischen Black Metal-Göttern ROTTING CHRIST, den Schwedentod-Veteranen GRAVE und ihren angeschwärzten Landsleuten NECROPHOBIC, von denen wiederum das Gitarrenduo Ramstedt/ Bergebäck genialerweise auch mit IN APHELION auftreten werden, was mich besonders freut. NAGLFAR haun in dieselbe Kerbe und schippern ebenfalls aus Sverige hierher, genauso wie die schwarzen Zwillinge von NIFELHEIM, mit all diesen Bands ist Komplettabriss vorprogrammiert! Den gleichen Anreiseweg haben zudem die Okkult-Black Metaller MEPHORASH sowie die Melo-Black-Speedies von KVAEN, den weitesten, nämlich aus New York, die dekadenten, fabulösen Jazzdeather…

UNHOLY PASSION FEST VI

Unholy passion I feel for you…, dieser Ohrwurm wird seit dem vergangenen Wochenende viele beglücken, die zur jährlichen Düstermesse, dem UNHOLY PASSION FEST VI, ins Gebäude 9 gepilgert waren. Zum ersten „richtigen“ Festival nach der Corona-Zwangspause, folglich auch als sechstes gezählt und wie immer von ULTHA mit befreundeten oder neu entdeckten Bands organisiert. Und wer bisher nicht wusste, wieso das Ganze eigentlich so heisst, konnte heute seine entsprechende Lektion lernen, aber dazu später…

Bis auf eine Handvoll Karten ausverkauft ist dieser kalte Kölsche Winterabend, so sehr ist das erste Dezemberwochenende Fixpunkt im Kalender der Fans, ein Abend, an dem immer wieder ganz Spezielles geboten wird und den man daher nicht verpassen will, zu dem aber auch regelmässig Leute aus ganz Europa kommen, die sich zur ULTHA-Familie zählen. Darauf, dass das Lineup passt, kann man sich verlassen, trägt die Bandauswahl doch stets die Handschrift dieser fünf Musiker und ist damit innovativ, ausgefallen und vor allem hochklassig. Drei Bands haben sie diesmal eingeladen, eine davon war bereits im Frühjahr mit den Kölnern unterwegs – UNRU aus Berlin, die mit Lars sogar eine personelle Überlappung haben. Wer auf der UNRULTHA-Tour dabei war, hat erlebt wie gut beide Bands…

MYTHOSPHERE – Pathological

Erstaunlich, nach SONJA’s Debüt schon die zweite Cruz Del Sur-Veröffentlichung auf dieser noch jungen, doch eher beinharten Seite, und abermals ein Debüt, woran liegt das bloss? Natürlich an der herausragenden Qualität und Originalität beider Bands, aber vor allem an der ewigen Liebe der Rezensentin zum klassischen Doom und Heavy Metal – nur zu episch oder gar pathetisch darf es nicht werden, doch das ist bei diesem neuen Ableger von PALE DIVINE/Ex-BEELZEFUZZ plus grandiosem Prog-Überraschungseffekt nicht zu befürchten, geht es doch stilsicher zurück in die goldenen Zeiten dunkelbunter, schleppender Riffs. Zudem, wer seinen Erstling dem unlängst verstorbenen Doomgott Eric Wagner widmet, das müssen gute Menschen sein! Schauen wir uns das Ganze also einmal genauer an…

MYTHOSPHERE ist ein echter Glücksfall, für seine Mitglieder offenhörbar genauso wie für die Fans, haben sich mit der Gründung doch musikalische Schwergewichte aus der (Maryland-)Doom-Szene mit einem US-Metal-Ausnahmegitarristen zusammengefunden, die man in dieser Verbindung so nicht erwartet hätte, jedoch gerade durch ihre unterschiedlichen Hintergründe ein perfect match abgeben. Als BEELZEFUZZ 2019 sein Ende fand oder besser: erfolgreich in PALE DIVINE aufging, gab es von Dana Ortt und Darin McCloskey offenbar noch Material, das nicht in…

17 YEARS SOUND OF LIBERATION – Festivals

Eigentlich wollten Sound Of Liberation, die Schwergewichte im Bereich fuzziger Riffs, ihr 15-jähriges Bestehen schon vor zwei Jahren ausgiebig und stilgerecht mit fetten Festivals feiern, stattdessen orientierte sich die damals reine Veranstaltungs- und Bookingagentur notgedrungen um und gründete ihr eigenes Label plus Webshop, womit sie sich erfolgreich über die lange Covid-Zeit retten konnten. Zum Glück für alle Stoner-, Heavy Rock- und Psychedelic Fans rund um die Welt! Und nun können auch die ausgiebigen Festivitäten endlich nachgeholt werden.

Matte, CEO bei Sound Of Liberation, berichtet: „Bereits 2019 hatten wir unser 15-jähriges Bestehen unseres kleinen Unternehmens für Juni 2020 geplant. Wir haben ein fettes, internationales Line-Up gebucht und mit Promotion und Ticketverkauf begonnen. An dieser Stelle ist es unnötig zu erwähnen, da wir alle wissen was in den letzten 2 Jahren mit Live Musik und Veranstaltungen passiert ist.
Ehrlich gesagt wussten wir nicht, ob wir den Covid Clash mit SOL überleben würden, daher sind wir mehr als dankbar und glücklich, dieses Wochenende endlich unseren Firmengeburtstag in München (Backstage) und in zwei Wochen in Wiesbaden (Schlachthof) feiern zu können. Ich danke euch allen für eure Unterstützung in all den Jahren und hoffentlich sehen wir uns bei einer oder beiden unserer Geburtstagsfeiern!“

Die erste steigt bereits am kommenden Wochenende im wunderbaren Backstage in München, weiter geht’s zwei Wochen später im Schlachthof Wiesbaden…