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BLACKBRAID – II

Inwieweit beeinflusst die Natur um uns, die Landschaft, der Grund und Boden, auf dem wir geboren, aufgewachsen sind und leben, unsere Kunst? Hat der geographische Hinter-, oder besser Untergrund verglichen mit dem kulturellen, mit den Traditionen und der Geschichte, überhaupt einen Einfluss auf Menschen? Hört man das Lagerfeuer und die ersten gezupften Töne von ‚Autumnal Hearts Ablaze’, dem Intro zum zweiten BLACKBRAID-Album, fühlt man sich jedenfalls sofort nach Nordamerika versetzt, und zwar in eine nördliche, bergige Region wilder Wälder; musikalisch erinnert es anfangs vielleicht genau wegen dieser Naturstimmung an Cascadian Black Metal und WOLVES IN THE THRONE ROOM oder AGALLOCH, schnell kommt jedoch noch eine andere Note hinzu, und zwar eine, die längst überfällig war – der Einfluss und Ausdruck der ursprünglichen Bewohner des Landes.

BLACKBRAID ist das Soloprojekt von Sgah’gahsowáh, der nach dem gerade in den USA extrem gefeierten Debüt ‚Blackbraid I’ bereits ein knappes Jahr später nun dessen Nachfolger vorlegt, doch die vorgelegte Release-Geschwindigkeit sowie nochmalige qualitative Weiterentwicklung der Musik sind bei weitem nicht das einzig Erstaunliche an dieser Neuentdeckung. Es ist nicht die erste indigene US-Black Metal Band (von denen die meisten…

LUMEN AD MORTEM – Upon the Edge of Darkness

Manche Fans können sofort hören, woher eine Band stammt, und das fällt mir besonders im Black Metal auf. Kennt ihr das auch? Oder wisst sogar selbst nach ein paar Takten, wo ihr eine Band einzuordnen habt? Aber woran liegt das, ausser natürlich an einer sehr guten Szenekenntnis?
Sicher gibt es lokale oder regionale Stile, die sich an einem Ort entwickelt haben und für diesen typisch sind, da sie abbilden, was und wie die dortige Szene spielt, man denke beispielsweise an Cascadian Black Metal oder im Death Metal den Gothenburg Sound. Doch wenn man den Maßstab grösser ansetzt und an ganze Regionen denkt – kann man Skandinavien von Osteuropa, den Alpenraum von Westeuropa oder den Mittelmeerraum von Südamerika unterscheiden? Nord- von Südamerika? Asien von Ozeanien?

Ich finde ja, dass sich gerade im Black Metal die Klimazonen hörbar unterscheiden, vor allem gebirgige Gegenden mit viel Eis und Schnee auch einen frostigeren, klirrenden Sound haben; und natürlich lassen sich die jeweiligen typischen Folk-Einflüsse heraushören, orientalische Sounds klingen ganz anders als slawische Tonfolgen, hellenischer Black Metal anders als japanischer, auch wenn sich Bands untereinander immer wieder befruchten. Doch wie klingt dann Metal aus…

ULTHA – Forget Everything And Remember (The Lost And Obscure)

Weit mehr als nur ein noch fehlendes Sammlerstück ist diese Zusammenstellung von 13 Songs unter der Abkürzung FEAR, die auf Doppel-CD alle von ULTHA aufgenommenen Songs umfasst, die nicht auf den bisher vier Alben sowie der ‚Belong‘-EP veröffentlicht wurden. Und da es sich bei den Kölnern um eine sehr aktive und vor allem auch sehr offene Band für Splits mit Freunden handelt, war genügend Material für diesen Sampler vorhanden, der vor allem auch den Newbies unter den Fans als eine etwas andere Art der Band-Retrospektive taugt…

Die Idee von Vendetta-Chef Stefan Klose, an das überragende 2022er Album ‚All That Has Never Been True‘ noch eine Veröffentlichung zu hängen, muss bei Ralph Schmidt & Co. auf weit offene Ohren gestossen sein, was dazu führte, dass Tastenwizard und Studiobetreiber Andy Rosczyk nochmal zusätzliche Arbeit bekam, man damit jedoch den Fans eine unerwartete Überraschung zum UNHOLY PASSION FEST VI bieten konnte, die dort auch sehr gern und fleissig erworben wurde. Zwei CDs mit 135 Minuten Spielzeit und einem faszinierend-labyrinthischen Artwork von Joscha Bauer sind es geworden, die von Andy zuvor komplett remastered wurden. Es handelt sich dabei um Demos, Splits, EPs und ein Tape, genauer: die beiden ‚Dismal Ruins ‚-EPs sowie die ‚Floors Of Heaven‘-EP, die beiden Tribute-Splits mit den…

UNHOLY PASSION FEST VI

Unholy passion I feel for you…, dieser Ohrwurm wird seit dem vergangenen Wochenende viele beglücken, die zur jährlichen Düstermesse, dem UNHOLY PASSION FEST VI, ins Gebäude 9 gepilgert waren. Zum ersten „richtigen“ Festival nach der Corona-Zwangspause, folglich auch als sechstes gezählt und wie immer von ULTHA mit befreundeten oder neu entdeckten Bands organisiert. Und wer bisher nicht wusste, wieso das Ganze eigentlich so heisst, konnte heute seine entsprechende Lektion lernen, aber dazu später…

Bis auf eine Handvoll Karten ausverkauft ist dieser kalte Kölsche Winterabend, so sehr ist das erste Dezemberwochenende Fixpunkt im Kalender der Fans, ein Abend, an dem immer wieder ganz Spezielles geboten wird und den man daher nicht verpassen will, zu dem aber auch regelmässig Leute aus ganz Europa kommen, die sich zur ULTHA-Familie zählen. Darauf, dass das Lineup passt, kann man sich verlassen, trägt die Bandauswahl doch stets die Handschrift dieser fünf Musiker und ist damit innovativ, ausgefallen und vor allem hochklassig. Drei Bands haben sie diesmal eingeladen, eine davon war bereits im Frühjahr mit den Kölnern unterwegs – UNRU aus Berlin, die mit Lars sogar eine personelle Überlappung haben. Wer auf der UNRULTHA-Tour dabei war, hat erlebt wie gut beide Bands…

HULDER – The Eternal Fanfare

HULDERs Debüt ‘Godslastering: Hymns Of A Forlorn Peasantry’ war Anfang 2021 ein Paukenschlag, der deutlich machte, dass traditioneller 90er-Black Metal immer noch lebt, und sich sogar eines neuen Frühlings erfreuen kann, wenn ihm von berufenen Händen (und Stimmbändern!) eine so leidenschaftliche Frischzellenkur verpasst wird. Was The Inquisitor aka Marz Osborne, aus Belgien in die USA emigriert und dort nun auch verehelicht, da an Können, Vision, Trveness und ja, auch Heldenverehrung, in ihre Musik packte, war zwar für ein paar Puristen zuviel des Guten, fand jedoch in der Szene riesigen Anklang, und auch tiefen Respekt, ist HULDER, nur mit Ausnahme der Drums, doch eine echte One-Woman-Show, spielt sie doch sämtliche Instrumente ausser dem Schlagzeug, das ihr Mann bedient, selbst.

Dass sie klassischen Black Metal lebt und liebt, wie ihr Logo dafür brennt, und zwar inklusive dem entsprechenden historischen und folkloristischen Hintergrund, dem Ganzen jedoch immer ihren ganz persönlichen Stempel aufdrückt, haben wir schon auf dem Cover von ‚Godslastering’ gesehen, auf dem sie wie auch auf den aktuellen Promobildern im Gewand, aber mit breitem Killernietenarmband und gerne auch mit Waffen posiert, und hören es in ihren Intros und Keyboardpassagen, die vor allem an Mittelaltermusik angelehnt sind. Waren die Keys anfangs noch gewollt im primitiven Kirchenorgelstyle der 90ern, gab es jedoch bereits Naturgeräuschsamples, und so beginnt ‚The Eternal Fanfare’ nun mit Feuerknistern vor bedrohlichen…

PREDATORY LIGHT – Death And The Final Hours

Ein Proto-Black Metal-Style, aber sauber auf dem Stand der Zeit abgemischt, ein bösartiges Bellen mit schwärzesten Botschaften allein über ein Thema, den Tod und das Ende aller Zeiten, und immer ganz vorne und über allem drüber diese schneidende und gleichzeitig fast barocke Gitarre, die hier die eigentliche Hauptrolle spielt – und selbst kaum einzuordnen ist. Es ist eine bizarre Mischung, die PREDATORY LIGHT aus Santa Fe uns da mit ihrem Zweitling ‚Death And The Twilight Hours’ kredenzen.

Psychedelisch, exzentrisch, aus der Zeit gefallen und diese in vier teils sehr ausufernden Longtracks auch mal vergessend, irgendwie schräg, oft dissonant, absolut nicht in irgendwelche Schubladen einzuordnen, aber vielleicht gerade deswegen so reizvoll kommt dieser Mix aus Black und etwas Death Metal plus einer ordentlichen Dosis Doom, auch im Wortsinn, daher, der vor allem Liebhaber eher kauziger Klänge ansprechen wird. Die wilde Truppe aus dem kreativen und spirituellen Schmelztiegel New Mexicos, personell deckungsgleich mit den Deathern SUPERSTITION und somit auch mit ASH BORERs und VANUMs Kyle Morgan am Sechssaiter, hat sich diesmal dem Schwarzen Tod, also der Pest verschrieben, und orientiert sich dabei an Berichten von Lukrez über die Pest in Athen 430 v. Chr. bzw. Boccaccio…

UNHOLY PASSION FEST IV: ULTHA, ENDSTILLE, GOLD, TURIA, NAXEN

Alles hat irgendwann ein Ende – zum vierten und letzten Mal richten ULTHA ihr „Unholy Passion Fest“ im Kölner Gebäude 9 aus, und feiern damit gleichzeitig ihr fünfjähriges Bühnenjubiläum. Auch rings um das bereits teilweise renovierte alte Fabrikgebäude zeigt sich der Umbruch durch große Abrissgruben und Bauzäune, fast die gesamte ehemalige Industriebrache wird gerade zu einem Wohngebiet umgewidmet, doch drinnen im glücklicherweise erhaltenen Club ist es gemütlich wie immer am ersten Dezemberwochenende.
Einen großen Aufwand hat die Band im Vorfeld betrieben, galt der heutige doch als der möglicherweise letzte Auftritt in der Karriere der Kölner. Das „möglicherweise“ kann gestrichen werden, es stehen schon jetzt Festivalauftritte in 2020 fest, doch eine Zukunft der Band weiterhin in den Sternen. ULTHA haben für ihren heutigen Auftritt sogar eine Umfrage gestartet, in der jeder Fan sich ihren oder seinen jeweiligen Lieblingssong wünschen konnte, denn sie werden ein überlanges Set von 90 Minuten spielen, wozu zusätzlich noch diverse Gäste angekündigt wurden. Doch zuerst kommen, wie es schon in den vergangenen Jahres Usus war, vier befreundete Bands zum Zuge bei einem schon seit längerem komplett ausverkauften Festival.
Den perfekten Anfang macht dabei eine Band aus dem direkten Umfeld der Kölner, hat doch NAXEN-Mainman Lars zuvor mit Chris zusammen bei GOLDUST gespielt, sich wie dieser dann jedoch komplett dem Black Metal gewidmet. Die Herkunft aus dem…