Ein geheimes Auftragsprojekt, von dem weder Auftraggeber noch Zweck oder Umfang bekannt sind, stellt hermeneutische Numerologie schon im Titel allem voran. Die gematrische dreifache Vier – 4 MusikerInnen, S, I, S & K – haben einen undurchschaubaren, düsteren Pakt geschlossen, möglicherweise zwischen 40 Kerzen, 3 Schalen mit Räucherwerk und 1 Schädel, wer weiss? STNC VVTCH war auf jeden Fall geboren. Nun gilt zu entscheiden, ob es ein Wechselbalg scheinbar unvereinbarer Genres wie Black Metal, Doom, Psychedelia und Post-Metal geworden ist, oder das perfekte Wunschkind seiner vier Musikereltern, von denen zwei, Isa und Selina, ihr letztes Werk ja auch ‚Vexir’ nannten, also Erfahrung mit Tarnung, Täuschung und den mindestens zwei Seiten der Medaille haben. Und Genregrenzen zu überschreiten ist ja sowieso das Ziel sowohl von E-L-R (mehr zu ihnen hier) als eben auch von Michel Kirby und WOLVENNEST … und die Brüsseler Szene, aus der auch Shaun Van Calster, der vermutlich die Initialzündung zu diesem Projekt gab, stammt, ist wohl ebenfalls sehr freigeistig und Neuem gegenüber offen.
Als Wechselbalg wurde im Mittelalter übrigens ein Kind bezeichnet, das von Hexen oder sogar dem Teufel selbst abstammte und einer Wöchnerin heimlich im Austausch mit ihrem Neugeborenen untergeschoben wurde, um „die Menschen zu belästigen und ihnen zu schaden“, der zentrale Titel ‚Mirage / Die Hexen’ mag diese Sicht bestätigen…
Schlagwort: Post-Metal
SATANIC WITCH – 4:44
- Von Ultra Violet unter Avant-Garde, Doom Metal, Extremmetal, Review
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18. Februar 2024
LOATHER – Eis
- Von Ultra Violet unter Doom Metal, Extremmetal, Review
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18. Juli 2023
Ihr alljährliches “Unholy Passion Fest” nutzen die Black Metaller ULTHA stets dafür befreundete Bands einzuladen, oder solche, die ihnen in den vergangenen Monaten besonders aufgefallen sind – vielleicht auf Tour als Vorband, wie es bei LOATHER der Fall war. Und hat man die vier Wiener einmal live erlebt, wie eben beim UPF VI Ende letzten Jahres in Köln, dann versteht man schnell, warum die Wahl gerade auf sie gefallen ist. Zurückhaltend bis introvertiert, fast schon autistisch agierend füllt das stets kopfbedeckte Quartett die Bühne mit einem ganz besonderen Charisma und nimmt das Publikum dadurch gefangen. Sie faszinieren durch ihre stoische Präsenz, ihre Experimentierfreudigkeit, aber vor allem durch ihre Eigenart, die sich wie ein roter Faden durch alle ihre Kompositionen zieht: Metal, aber auch Noise und Pop zu dekonstruieren und auf sehr spezielle Weise wieder zu einem unberechenbaren Hybrid, gespeist nicht vom Furor, sondern seinem Gegenteil, der Betäubung, zusammenzusetzen. Narcotic Metal eben…
‚Eis’, LOATHERs erster Langspieler, ist damit auch das Gegenteil einer Sommerplatte, kommt jedoch mit seiner kalten, schwermütig-hypnotischen Stimmung gerade richtig zur aktuellen Hitzewelle, wenn man schweissgebadet gar nichts mehr mit sich anzufangen weiss, das Hirn überfordert abschaltet und sich dunkle Gemüter sowieso lieber ins kühle, dunkle Haus oder den ebensolchen Wald zurückziehen. Wie eine sanfte kühle Brise bringen dann die sechs sehr…
COLTAINE, KARITI & YRAH – Frauenpower over Karlsruhe
- Von Ultra Violet unter Konzerte, Livereview
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14. März 2023
Vor drei Wochen bei MESSA und JULINKO (wir berichteten hier davon…) waren sie noch alle zusammen hier im P8, da am nächsten Tag ihre Europatour in Stuttgart startete, und nun feiern sie daheim den Tourabschluss – und haben dafür einige Überraschungen in petto. COLTAINE und KARITI waren bereits letzten September für neun Gigs zusammen in Italien, Deutschland & drumherum unterwegs, und die Kombination muss sich bewährt haben, denn diesmal sollten es ganze 21 Dates in 11 Ländern werden, ein grosser Rundumschlag in den aktuellen Homebases und den umliegenden Ländern. Kommen die HeldInnen müde zurück, oder von den Eindrücken unterwegs begeistert? Das P8 erwartet sie jedenfalls gut gefüllt… und gut gelaunt!
Die erste Überraschung ist der heutige zusätzliche Support: YRAH steht wie auch danach KARITI ganz allein auf der grossen Bühne, füllt sie jedoch mit ihrer enormen Präsenz und kraftvollen Stimme problemlos aus. Die junge Solokünstlerin, die ebenfalls bereits auf der kurzen Tour 2022 dabei war, macht den Anfang der heutigen „Frauenpower over Karlsruhe“ und hat ganz offenhörbar schon ihre eigene Fanbase mitgebracht, die sie lautstark anfeuert – dabei braucht sie das kaum, strotzt sie doch vor Leidenschaft, Selbstbewusstsein und Feuer. Selten habe ich erlebt, dass eine Musikerin live so mit einem gelungenen Song zufrieden ist, dass sie am Ende tatsächlich vor Freude ins Mikrophon lacht… sie ist das, was man eine geborene Rampensau nennt, kennt keinerlei…
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TOADEATER – Bexadde
- Von Ultra Violet unter Extremmetal, Review
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18. Dezember 2022
Das Jahresende steht kurz bevor, und ich, die kaum zu was gekommen ist 2022, versuche hektisch zumindest noch die allerwichtigsten Platten hier zu präsentieren. Unbedingt dazu zählt eines der hier seit Herbst meistgespielten Alben, nämlich TOADEATERs Drittling namens ‚Bexadde’, der die mittlerweile als Quartett operierenden Nordlichter einen Riesenschritt nach vorne gebracht hat, wo sie sich nun in Gesellschaft von Genregrössen wie ULTHA, UNRU, NAXEN oder SUN WORSHIP wiederfinden und messen lassen müssen.
Die wütenden Jungs sind reifer geworden, nicht ruhiger, aber zielstrebiger und selbstbewusster, ihre Punk-Herkunft scheint immer noch deutlich durch, wurde jedoch in gemässigtere und vor allem auch harmonischere Bahnen gelenkt und durch komplexes Songwriting gebändigt, ohne den feurigen, antreibenden Zorn auch nur irgendwie zu stillen. TOADEATERs Black Metal ist flächiger, raumgreifender geworden, der zusätzliche Gitarrist wurde dringend nötig, um diese mächtigen flirrenden Soundwälle auch live halten zu können und die Fülle des Bandklangs in den mäandernden, aber nie an Spannung verlierenden Longtracks zu reproduzieren. Dass ‚Bexadde’ ausgerechnet bei Andy Rosczyk im Goblin Sound Studio aufgenommen und meisterlich ihre Stärken in Szene setzend abgemischt wurde, macht diese…
AMENRA & WIEGEDOOD live
- Von Ultra Violet unter Konzerte, Livereview
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26. August 2022
Bands der Church Of Ra sind per (Selbst-)Definition emotional extrem intensiv, und für ihre Liveauftritte gilt dies nochmals mehr. Und wenn gleich zwei der flämischen Formationen, die sowieso untereinander vielerlei personelle Überschneidungen haben und ein gemeinsames künstlerisches Ethos teilen, zusammen auftreten, sind Gänsehaut und Katharsis garantiert, egal welcher Stilart innerhalb des Kollektivs man selbst mehr zugeneigt ist. Heute in Karlsruhe sind es die minimalistischen Blackmetaller WIEGEDOOD sowie der C.O.R.-Nukleus AMENRA mit seiner hochästhetischen Postrock-Variante, die diesen Abend zu einem ganzheitlichen, Körper und Seele reinigenden Ereignis machen werden.
Beide Bands haben mit ihren jeweils letzten Alben Konzeptreihen abgeschlossen, auf WIEGEDOODs die ‚De Doden Hebben Het Goed’-Trilogie folgte Anfang diesen Jahres die extrem heftige ‘There’s Always Blood At The End Of The Road’, AMENRA hatten im Jahr zuvor nach sechs ‚Mass’-Kapiteln ‚De Doorn’ vorgelegt. Da bietet es sich an zu touren, doch es steht noch viel mehr dahinter: nach den vergangenen Jahren und all dem, was auf die Pandemie folgte oder in ihrem Windschatten sichtbar wurde, brauchen alle, wirklich alle Beteiligten, also Musiker, Crew, Veranstalter wie Fans endlich wieder tiefe Erlebnisse, gemeinsame Stunden, in denen wechselseitig die Akkus zumindest für eine Weile…