Schlagwort: Stoner Rock

SLOWER – Slower

Schon immer habe ich eine Vorliebe für abgedrehte Coversongs, jedoch nur solche, die weit jenseits des Ursprungsgenres stattfinden. Wer MAMBO KURTs Anfänge, aber vor allem die (leider lange inaktiven) Schwedinnen von HELLSONGS kennt, weiss, was ich meine: da steht man beim ersten Konzert der einem bisher unbekannten Band, versucht hochkonzentriert herauszufinden, was denn der Ursprungssong ist, und freut sich diebisch sobald man’s weiss.
SLAYER wiederum erkennt man stets sofort an ihren prägnanten, sich ins Ohr fräsenden Riffs, das Duo Hanneman/King hat genau darauf seinen Erfolg aufgebaut, und so leben auch die Cover ihrer Hits vor allem davon, die bekannten messerscharfen Akkordfolgen in den Vordergrund zu stellen.

Die Idee, SLAYER rundum deutlich runterzufahren und zu versludgen rannte bei mir daher offene Türen ein, zumal klar war, dass die Doomversion eine Angelegenheit verdammter Heavyness werden würde, wie es dem Genre eben entspricht  – dass sie auch so einige Überraschungen birgt ist dann jedoch das Tüpfelchen auf dem Y!
Der erste geniale Schachzug ist, ausschliesslich weiblichen Sirenengesang einzusetzen von zwei Szenegrössen, die schon in ihren eigenen Bands durch ihren herausragenden Gesang auffallen: Amy Barrysmith von YEAR OF THE COBRA…

FRAYLE – Skin & Sorrow

Vorgestern vor einem Jahr durfte ich sie live in Stuttgart erleben, und nun sind sie schon wieder mit ihren zwei Livemitstreitern auf Euro-Tour,, das Clevelander Duo FRAYLE, und haben dazu ihren zweiten Langspieler ‚Skin & Sorrow’ mitgebracht. Wer die 2017 gegründete Band nicht über ihre EPs kannte, wurde spätestens 2020 von ‚1692’ gefangengenommen, ihrem Konzeptalbum über die Hexenprozesse von Salem.

Es folgten intensive Touraktivitäten, erst letztes Jahr auch hierzulande, und die Fangemeinde wuchs stetig, sprechen FRAYLE doch vielerlei Publikum an: Sludger & Stoner, Gothics, Ambientfreaks genauso wie Triphopper und einfach aufgeschlossene Metalfans. Ihr Erfolgsrezept, stark aufs einzelne, stetig wiederholte Riff und seine Wirkung reduzierten Sludge mit ätherischem Gesang à la BJÖRK zu kombinieren, schuf sich selbst eine bisher ungehörte, doch höchst reizvolle Nische im weiten Feld des Doom, die unermüdlich starke, bisher nicht miteinander zu verbindende Kontraste ausleuchtet, verwebt und intensiviert, um ihre Einzigartigkeit noch stärker zu betonen. Besonders der Gegensatz von Gwyn Strangs geisterhaft flüsternd-gehauchter, zwischen kindlicher Unschuld und dem süssen Gift reifer Tollkirschen wechselnder Stimme auf der einen, und Sean Biloveckys supertiefen monolithischen Riffs auf der anderen Seite erschafft einen unheimlichen und hypnotischen Trademarksound, den man nicht mehr aus dem Kopf bekommt…

APTERA – You Can’t Bury What Still Burns

Sludgiger Doom, aber keine Testosteronspielchen. Klassischer Heavy Metal, aber null Pathos. Thrashiges Fauchen und Riffen, aber keine Angst vor progressiven Strukturen. Psychedelischer Stoner Rock, aber ohne Blümchen im Haar. Und zu all dem eine grosse Portion dreckiger Punkattitüde, das sind APTERA aus Berlin. Unschwer zu erkennen haben die Vier, von denen keine aus Deutschland stammt, sich von Anfang an in ihrer eigenen Nische eingerichtet, wie es so wohl nur in der Hauptstadt möglich ist, wo Genrecrossover quasi bei Bandgründung schon Programm ist.

Nach einem ersten Lebenszeichen per selbstbenannter EP hat das Quartett die Isolationszeit der letzten beiden Jahre gut genutzt und ein Debütalbum an den Start gebracht, das aufhorchen lässt. Und zwar nicht nur musikalisch, sondern weil hier vier junge Frauen einfach das machen, was sie wollen, und man(n) das auch jederzeit hört. Sie sind der Gegenentwurf zu jeder zusammengecasteten Girlband, und erst recht zu den „female fronted“ Bands, bei denen eine Alibifrau maximal ans Mikro darf. APTERA klingen und sind wild & frei, analog und dissonant, sie wollen niemandem gefallen – ausser sich selbst, und das ist gerade in den heutigen Backlash-Zeiten absolut ein Statement. Kein Wunder, dass bereits der Albumeinsteiger den vielverheißenden Namen ‚Voice of Thunder’ trägt, und ihm auch alle Ehre macht…

THE SWELL FELLAS – Novaturia (EP)

THE SWELL FELLAS, das sind zwei Brüder und ihr bester Freund aus Kindheitstagen, die aus Ocean City, Maryland, auszogen, die Welt mit ihrem verträumt-trippigen, aber gleichzeitig sehr direkten und komplexen Heavy Psych / Stoner Rock ein bisschen bunter und schöner zu machen. Es ist ein vielfarbiger, meditativer, sehr entspannter Strudel wie direkt aus dem Ölprojektor, in den uns das seit 2020 in Nashville heimische Trio zieht, ein Dreiergespräch zwischen Mark Rohrers groovend-warmem Bass, Chris Poole’s knackigen Drums sowie den psychedelisch-bluesig-grungigen Gitarreneskapaden seines Bruders Conner Poole, das ganz natürlich, gefühlt für ewig und einfach zeitlos ansteigt und wieder ausebbt, so wie der Wellengang oder die Ebbe und Flut ihres Bandnamens.

Alle Drei steuern Gesang sehr unterschiedlicher Stimmcharaktere bei, von Song zu Song abwechselnd und auch im Chor, was die Vocals weit aus der Masse des Genres herausragen lässt, ‚High Lightsolate’ ist ein wunderbares Beispiel dafür und erinnert an die grossen vielstimmigen US-Rockbands der 70er Jahre.

Trios haben immer eine besondere Chemie und Power, hier spürt man zudem die sehr enge und schon lange bestehende Verbindung zwischen den drei Akteuren…

17 YEARS SOUND OF LIBERATION – Festivals

Eigentlich wollten Sound Of Liberation, die Schwergewichte im Bereich fuzziger Riffs, ihr 15-jähriges Bestehen schon vor zwei Jahren ausgiebig und stilgerecht mit fetten Festivals feiern, stattdessen orientierte sich die damals reine Veranstaltungs- und Bookingagentur notgedrungen um und gründete ihr eigenes Label plus Webshop, womit sie sich erfolgreich über die lange Covid-Zeit retten konnten. Zum Glück für alle Stoner-, Heavy Rock- und Psychedelic Fans rund um die Welt! Und nun können auch die ausgiebigen Festivitäten endlich nachgeholt werden.

Matte, CEO bei Sound Of Liberation, berichtet: „Bereits 2019 hatten wir unser 15-jähriges Bestehen unseres kleinen Unternehmens für Juni 2020 geplant. Wir haben ein fettes, internationales Line-Up gebucht und mit Promotion und Ticketverkauf begonnen. An dieser Stelle ist es unnötig zu erwähnen, da wir alle wissen was in den letzten 2 Jahren mit Live Musik und Veranstaltungen passiert ist.
Ehrlich gesagt wussten wir nicht, ob wir den Covid Clash mit SOL überleben würden, daher sind wir mehr als dankbar und glücklich, dieses Wochenende endlich unseren Firmengeburtstag in München (Backstage) und in zwei Wochen in Wiesbaden (Schlachthof) feiern zu können. Ich danke euch allen für eure Unterstützung in all den Jahren und hoffentlich sehen wir uns bei einer oder beiden unserer Geburtstagsfeiern!“

Die erste steigt bereits am kommenden Wochenende im wunderbaren Backstage in München, weiter geht’s zwei Wochen später im Schlachthof Wiesbaden…