DOOL im 7er Club Mannheim

Eines von zwei deutschen Clubdates auf der nachgeholten ‚Summerland‘-Tour…

Nachdem sie ihre „Summerland-Tour“ mehrfach verschieben mussten, packen DOOL nun soviele Clubdates zwischen ihre Festivalauftritte wie nur möglich, und gaben auf der Rückfahrt vom In Flammen-Open Air auch dem Mannheimer 7er Club die Ehre. Wie es aktuell eben so ist und typisch für Sonntagabende, konnte im Publikum soviel Abstand gehalten werden wie man eben mag  – zumindest weiter hinten, es hätten sich ruhig noch ein paar Nasen mehr auf den Weg machen können. Doch der Stimmung tat dies keinerlei Abbruch, direkt vor der Bühne gab’s Konzertfeeling wie gewohnt, und mal ehrlich: wann kommt man heutzutage noch so nah ran an die Bands? Ein grossartiger Abend kann beginnen…

…der natürlich den Schwerpunkt auf den deutlich nachdenklicheren Zweitling legte und im Handumdrehen bewies, dass bei DOOL jeder Song, auch die ruhigeren Stücke in der Liveversion einfach explodieren, zu sehr ist die Band mit ihrer Musik eins und geht völlig in ihr auf, zu stark ist der Sog der Songs, der nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Musiker selbst gefangennimmt. Einfach pure Magie! Sie steigen ein mit ‚Wolf Moon’ und drehen sofort voll auf, sind alle miteinander ständig in Bewegung, ziehen die Geschwindigkeit wie live üblich deutlich an und erhöhen die Intensität mit jedem Stück aufs Neue. Mastermind Raven ist Mittelpunkt und niemals stillstehendes Energiebündel, nimmt das Publikum mit expressiver Gestik und Mimik mit in die meist dunklen, aber immer emotionsgeladenen Songs, doch auch der Rest der Band versinkt meist für sich, immer öfter aber auch gemeinsam in der totalen Hingabe an die Musik, die sich wie im Rausch nach oben schraubt. Wer jetzt noch still steht, muss klinisch tot sein…

…doch das Publikum ist genauso nach Liveauftritten hungrig wie die fünf Rotterdamer und geht verzückt bis freudestrahlend mit. Es ist ihre authentische und ehrliche Art, die das Quintett so sympathisch macht, und ihr sich völlig Verausgaben, in Trance spielen für die gemeinsame Sache, die beeindruckt; hier wird nicht gepost, hier wird der Musikerseele einfach im gemeinsamen Spiel freien Lauf gelassen, mit singenden Gitarren das Leben und mit Rückkopplung der Tod gefeiert. DOOL, das ist nicht Schwarz/Weiss-Kontrast, sondern alle Nuancen des Regenbogens, und so werden harte Songs ganz zart aufgeführt, und ruhige plötzlich mit ganz viel Drive, je nach Stimmung der Band – Hauptsache, es passt emotional, denn um Gefühle geht es Raven immer. Drei weitere ‚Summerland’-Songs folgen (insgesamt wird bis auf zwei Stücke das ganze Album gespielt), bis ‚In Her Darkest Hour’ frenetisch begrüsst und abgefeiert wird ist noch nicht mal die Halbzeit erreicht und die Stimmung kocht, der exzellente Sound fügt seinen Teil hinzu. Das sinnliche ‚She Goat’ baut die Brücke zurück zum Titelsong, so viel Gitarrensex war selten, der Grat zwischen Leidenschaft und Ekstase ist schmal und messerscharf, und wird nur durch das melancholische ‚Summerland’ wieder etwas abgekühlt…

…bis das extrem runtergedrehte KILLING JOKE-Cover ‚Love Like Blood’ die Libido in fast-Zeitlupe langsam wieder aufwallen lässt, ein wunderbares Wechselbad der Gefühle, in dem wir uns alle zusammen hier befinden! Das findet auch der dauergrinsend-lässige Micha Haring am Schlagzeug, während Bassist Job van de Zande sich schweisstriefend völlig im Groove verausgabt. Zu Stammgitarrist Nick Polak hat auch der von seinen diversen Black Metal-Projekten (wie TURIA, SOLAR TEMPLE, ISKANDR…) bekannte Omar Iskandr seinen Platz in der Band gefunden, und natürlich lässt auch Raven van Dorst es sich nicht nehmen, neben dem leicht rauhen, aber vor allem emotional unendlich tiefen Gesang das eine oder andere Solo selbst zu spielen. ‚Oweynagat’ wird als entfesselter letzter Höhepunkt abgefeiert, und mit ‚Dust & Shadows’ entlassen uns die Niederländer verzaubert in die Nacht, erfüllt von Energie, Frieden und Glückseligkeit. DOOL haben wieder einmal bewiesen, dass ihr eigentlicher Platz die Bühnenbretter sind, alte und neue Fans begeistert und mit einem hochintensiven, tiefgehenden Sommerabend beschenkt. Und ich bin mir ziemlich sicher, Selim war die ganze Zeit unter uns…

Setlist:

  • Wolf Moon
  • Be Your Sins
  • God Particle
  • Sulphur & Starlight
  • In Her Darkest Hour
  • She Goat
  • Summerland
  • A Glass Forest
  • Love Like Blood (KILLING JOKE cover)
  • Oweynagat
  • Dust & Shadow

Bandinfos:

https://allthosewhowanderaredool.com/
https://www.facebook.com/allthosewhowanderaredool
https://www.instagram.com/allthosewhowanderaredool/

2 Pings

  1. […] wird und sich auch vor allem um diese dreht, Raven ist und bleibt der Mittelpunkt der Band. Und wer DOOL schon einmal auf der Bühne erlebt hat, fragt sich schon jetzt, wie diese extrem vielschichtigen, spannunsvollen und immer auf […]

  2. […] verbinden können, ohne an Düsternis und Tiefe zu verlieren. GOTT reiht sich damit unter Bands wie DOOL, GGGOLDDD und MOLASSES ein, und natürlich auch all deren Vorgänger THE DEVIL’S […]

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