Black Metal ist heute mehr denn je ein Vehikel, um ohne den Umweg über den Intellekt pure Gefühle zu vertonen und dadurch eben auch auszuleben, die sich anders nicht ausdrücken lassen. Wut, Hass, Angst, Verzweiflung, Gewalterfahrung, Unverstandensein, Ekel, Scham, Verachtung, Rachegelüste, Einsamkeit, Eifersucht, Trauer – you name it, alle so richtig negativen Emotionen finden hier ein willkommenes Ventil, aber auch solche wie Sehnsucht, Zweifel oder Melancholie. Die dafür genutzten musikalischen Mittel sind mittlerweile weitgehend Interpretationssache; auch wenn sich natürlich Grundstrukturen und stilprägende Elemente wie die allumfassende Repetition stets wiederfinden lassen, ist die kreative Bandbreite des Genres heute so weit offen wie nie zuvor – und genau diese unglaubliche Vielfalt und ständige Evolution macht es ja gerade so spannend und faszinierend.
Trotzdem kann man sich die Frage stellen, was denn eigentlich zeitgemässen Black Metal im Kern ausmacht, was sozusagen heute die Definition, die Essenz des Stils ist? Während viele weiterhin expansiv mit Grenzüberschreitungen experimentieren, versuchen sich im Gegensatz dazu nicht wenige Bands an genau dieser Aufgabe der Reduktion, und eine Szene, die sich (nicht nur) damit einen Namen gemacht hat, die Fahne des weiterentwickelten klassischen…