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Veröffentlichung: 07.04.2023
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Vertrieb: Vendetta Records
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Versionen: Digital, Vinyl, Cassette
Stil: Hoch atmosphärischer Black Metal, verwurzelt in alpenländischem Fels, cascadischen Wassern und isländischem Eis
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Der majestätische Hirsch, Herrscher des Waldes, symbolisiert mythologisch die Sonne und das männliche Prinzip, Stolz, Stärke, Weisheit und Mut. Er weist uns den Weg, auch in andere Welten, unterstützt die persönliche Weiterentwicklung, ständige Neuerfindung im Rad des Lebens, und stärkt unsere Verbindung zur Natur. Schon ewig setzen sich Menschen sein Geweih auf, um diese Tugenden von ihm zu erbitten, frühzeitliche Schamanen verkörperten damit seine Führungsqualitäten, wenn es darum ging, Entscheidungen zugunsten aller zu treffen und sich dafür mit den Wesenheiten hinter dem Schleier zu verbinden. Das Hirschgeweih trägt man mit der Gewissheit und Hingabe eines klarsichtigen Anführers, bereit, für das Gute zu kämpfen.
Auf dem Pfad zwischen den Welten wandeln auch TEMPEL WOLF, ein neues Schweizer Trio aus dem Helvetic Underground Committee, und entsprechend feierlich und zeremoniell treten sie auf ihrem 12“-Debüt ‚Hirschgeweihmaskeraden’ auch auf. Neben ganz auf Atmosphäre ausgerichtetem Black Metal, der die alpenländischen Wurzeln und ihre Erfahrungen in Bands wie KVELGEYST und URGEIST stets durchschimmern lässt, tragen Aufnahmen von Feuerknistern, Wind und Wellen viel zur stark naturverbundenen Stimmung bei, sind es doch Erinnerungen an Reisen in den hohen Norden, die Urgeist und Kellermeister hier verarbeiten; die schäumende Nordsee, die mächtigen Fjorde, und die eisigen, nie verstummenden isländischen Winde, gegen die selbst Anschreien nichts auszumachen schafft, all das vermeint man um sich herum wahrzunehmen, nein, direkt mittendrin zu sein im Sturm, in einer wilden, ungezähmten und übermächtigen Natur.
In ihrem Sound finden sich folkloristische Impressionen der eigenen Heimat wie Pauken, Glocken, Maultrommeln und Choräle genauso wieder wie bestialisches Keifen, wilde, getriebene Blastausbrüche, wie man sie aus dem ganz hohen Norden kennt, und immer wieder ein sich Sammeln und neue Kraft in ruhigen Gewässern schöpfen, wie man es von den US-Cascadian-Bands kennt. Die Züricher bewegen sich dabei jedoch stets (und im Gegensatz zu ihren Ursprungsbands) in nachvollziehbaren und immer melodischen Aufbauten, die teilweise gar an progressive oder sogar Artrockbands erinnern, und genau diese grossen Kontraste machen ihre Musik so spannend. Hinzu kommt immer wieder auch ein unbezähmbarer, anarchistischer Punk-Vibe, wie man ihn aus dem Nachbarland beispielsweise von KRINGA kennt, so dass ‚Hirschgeweihmaskeraden’ ein wahres, aber wohltuendes weil so komplexes Wechselbad der Gefühle sind, das nie langweilig wird, fordert, aber gleichzeitig einlullt, und als Erstling vor allem Lust auf noch viel mehr von diesen Dreien macht.
Gegründet haben sich TEMPEL WOLF 2016, zu Urgeist und Kellermeister, die Gitarren und unterschiedlich harsche Vocals beisteuern, kam schliesslich noch V. Knüppelknecht am Schlagzeug hinzu, und diese ursprüngliche Riffbetonung webt ein dichtes, dunkel schimmerndes Geflecht aus vielerlei Klangschichten, von der akustischen Gitarre über die treibenden Riffs, die stampfende Doublebass und die wechselnd fauchenden, geschrieenen oder mehrstimmig klar gesungenen Vocals (hier hat UNGFELLs Menetekel noch zusätzlich beigetragen) bis hin zu mächtigen Keyboards, das sich wie in einem Tanz um die Lauschenden legt. Hat der Mix anfangs irritiert, wird im Laufe der Spielzeit deutlich, dass das Wechseln der verschiedenen Elemente in den Vorder- und Hintergrund genau so gewollt ist und auch seinen Sinn hat – generell wird hier nichts dem Zufall überlassen, und damit passen die Schweizer auch perfekt zu Vendetta Records.
Das Album besteht aus zwei Intros oder Interludien mit Natursamples, stimmungsvoller akustischer Gitarre und feierlichen, renaissanceartigen Klängen, die die Zuhörenden einstimmen und zur Ruhe kommen lassen, und zwei Longtracks zwischen zwölf und über fünfzehn Minuten, in denen sämtliche Emotionen in wechselnden Geschwindigkeiten, aber mit Fokus auf eine ganz langsame, allmähliche Entwicklung der Stimmungen und Klangfarben aufflackern und wieder vergehen. Es ist eine ruhige, fast meditative Katharsis, die von dieser Platte ausgeht, und genau das macht auch ihre Magie und Anziehungskraft aus. TEMPEL WOLF nehmen uns durch eine wechselvolle musikalische Natur- und Kulturbetrachtung unseren Alltagsstress und Druck ab, indem sie uns auf eine innere Reise, die all unserer Aufmerksamkeit bedarf, entführen – was könnte moderner Black Metal noch mehr bieten? Ich jedenfalls hoffe auf ganz baldigen und ausführlicheren Nachschub aus Zürich!
Bandinfo:
TEMPEL WOLF sind Urgeist (Guitar, Vocals), Kellermeister (Guitars, Bass, Vocals) und V. Knüppelknecht (Drums).
https://tempelwolf.bandcamp.com/album/hirschgeweihmaskeraden
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Hirschgeweihmaskeraden ist ihr erstes Lebenszeichen.