Diverse ALKALOID-Reviews

von UltraViolet aka U.Violet, zuerst erschienen bei www.Saitenkult.de:

ALKALOID – The Malkuth Grimoire

Jan 28, 2018

~ 2015/2018 (Eigenverlag/Season of Mist) – Stil: Progressive Extreme Metal ~


Während Du dieses Review liest, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du gerade unter dem Einfluss von Alkaloiden stehst, nicht gerade gering. Die natürlich vorkommende chemische Substanzgruppe ist bekannt dafür, psychoaktiv zu wirken, Deine Aufmerksamkeit und vor allem die Wahrnehmung der Welt um Dich zu verändern, und dies sowohl auf körperlicher wie auch psychischer Ebene. Das kann durch etwas so alltägliches wie den notwendigen, morgendlichen Koffeinschub oder die „Ziggi danach“ passieren, und auf deutlich eindrücklichere Weise durch den medizinischen Ge- wie gesellschaftlich geächteten Missbrauch von Opiaten, Mescalin, LSD und anderen halluzinogenen Wirkstoffen.

Wenn sich eine deutsche Band Bewusstseinsveränderung durch die Exploration musikalischer Grenzüberschreitung auf ihr Banner schreibt, und ihre Mitglieder sich fast komplett aus der bayrisch-akademischen Musikerelite um die Bands OBSCURA, NECROPHAGIST, BLOTTED SCIENCE, DARK FORTRESS, NONEUCLID, SPAWN OF POSSESSION sowie im Falle von Danny Tunker ABORTED und GOD DETHRONED rekrutieren, ist bei Tech-Death-Fans sofortige Abhängigkeit nicht ausgeschlossen. Aber wem erzähle ich das alles eigentlich? Echte Fans von Namen wie Bandgründer Hannes Grossmann, Morean, Christian Münzner und Linus Klausenitzer haben sich vermutlich sowieso schon 2014 an der Crowdfunding-Aktion für die Aufnahmen zum Debüt ´The Malkuth Grimoire´ beteiligt und kennen den Stoff dieser „deutschen Extrem-Metal-Supergroup“ in- und auswendig. Die gute neue Nachricht ist jedoch: jetzt gibt es das Ganze auch auf Vinyl! Denn ALKALOID haben bei ‚Season of Mist‘ unterzeichnet und arbeiten gerade an ihrem Zweitling, und bis dahin haut das Label die limitierte Scheibe in vier Farben heraus.

Für alle aufgeschlossen Neugierigen, die bisher noch keinen Kontakt mit dem auf Platte konservierten Spannungsfeld sämtlicher extremer Spielarten des Metal hatten, hier nun fusioniert mit verschiedensten Einflüssen aus der Klassik-, Jazz- oder Flamencoausbildung dieser Ausnahmemusiker, kann ich nur empfehlen, diesen nun dringend nachzuholen. Es erwartet Euch der Glücksfall und Genuss, fünf Music-Addicts dabei zu belauschen, wie sie all ihre individuellen Fähigkeiten, Erfahrungen und musikalischen Visionen zu einer gemeinsamen Mission zusammenführen, die da heißt, diesmal alles anders zu machen als in den bisherigen Stammbands, den stilistischen Rahmen endgültig zu sprengen zugunsten perfekter Metalsongs auf dem Fundament von technischem Death Metal, Black Metal, Thrash, Doom und nicht zuletzt dem Progressive, Artrock und Fusion vor allem der 70er. Völlig befreit genießen sie dabei ihre instrumentalen wie kompositorischen Fähigkeiten beim Ausloten aller Möglichkeiten. Euch erwartet ein extrem vielseitiges Album voller Dynamik und Spielfreude, natürlich wird auch nicht zu knapp geshreddet, aber stets im songdienlichen Maß (einzige Ausnahme: ´C-Value Enigma’, ein instrumentale Speed-Fingerübung, die vermutlich nur für totale Freaks wirklich interessant ist).

Diese Platte umfasst 73 Minuten Spielzeit, ist also eher etwas für sehr viel Muße, und nicht jeder wird sich diese Komplexitätsattacke auf einmal komplett geben können. Für ungeduldige Einsteiger daher ein paar ganz unterschiedliche Anspieltipps: ´Carbon Phrases’ macht gleich zum Einstieg klar, wohin der Weg hier nicht führt – (Hoch-)Geschwindigkeit ist kein Thema, wir bewegen uns eher in Gefilden von YES zu ´Drama’-Zeiten mit viel cleanem (Chor)gesang, machen erneut Bekanntschaft mit Linus’ druckvollem Fretless-Bass und erfreuen uns an drei Ausnahmegitarristen, die sich die Solobälle zuwerfen, ohne dass sich jedoch irgendeiner profilieren müsste. Achtung Stilwechsel: eingängiger als ‘Cthulhu’ kann Death Metal kaum daherkommen: stampfend, düster, mächtig – wie es sich nun mal bei diesem Titel gehört. ´Alter Magnitudes’ wiederum ist ein schneller, hocheingängiger Göteborg-Style Melo-Death-Groover und eine sehr OBSCURA-lastige Spielwiese, auf der sich diesmal vor allem Hannes Grossmann austobt. Beim balladesken ´Orgonism’ erprobt Morean eine neue Art von gleichzeitig cleanem als auch reibeisenrauem Gesang, während seine Mitspieler uns in einen melancholischen, langsamen Walzer einlullen. Das vierteilige ‘Dyson Sphere’ ist mit seinen 15 Minuten fast eine eigene EP innerhalb der LP, wobei klar ist, dass auch die meisten anderen Songs Überlänge haben, bei so viel an Ideen und Innovationen, die es hier zu entdecken gibt.

V. Santura hat als Krönung des Ganzen seinen alten Kumpels einen präzisen, aber vor allem auch warmen Sound verpasst, der jedem seinen Platz gibt und lässt. Insgesamt eine wunderbar reife und trotz ihres hohen Anspruchs leichte und beschwingt-entspannte Platte für den anspruchsvollen Connaisseur höchster metallischer Instrumentalkunst!

(Ausnahmescheibe – 9 Punkte)

www.alkaloid-band.com
www.facebook.com/alkaloid.metal

ALKALOID – Liquid Anatomy

Mai 27, 2018

2018 (Seasons of Mist) – Stil: Extreme Progressive Metal


17.Mai 2018

Liebes Tagebuch!

ich bin so aufgeregt!!! Ganz kurzfristig habe ich im Nachrückverfahren doch noch einen Platz im Experimentalkurs Organische Chemie für Mediziner und Pharmazeuten bekommen: ALKALOIDe II (‚Liquid Anatomy’)! Davon habe ich seit Semesterbeginn geträumt, nein, eigentlich schon seitdem das neue Vorlesungsverzeichnis rausgekommen ist – denn stell Dir vor, Morean ist da Hauptassistent! <3 <3 <3
Auch die anderen Profs sind alle sooo süß, habe die natürlich gleich mal googeln müssen. Aber bisschen Schiss habe ich doch schon, das sind ja alles Überflieger von richtigen Elite-Unis wie OBSCURA, DARK FORTRESS, NONEUCLID, ABORTED, NECROPHAGIST oder GOD DETHRONED, die werden sicher ganz schöne Ansprüche haben. Aber naja, ich hab mich gut vorbereitet, und heute Nacht lege ich mir den Stryer, die Biochemie-Bibel, unters Kopfkissen. Ich freu mich so auf morgen!!!

18.Mai 2018

Liebes Tagebuch!

Uff, was für ein Tag! Ich muss sagen, alles was die Sibylle, die ja vor nem Jahr ALKALOIDe I (‚The Malkuth Grimoire’) belegt hatte, erzählt hat, stimmt wirklich. Puh, ich habe noch nie so dermaßen fordernde Dozenten erlebt. Zuerst war ja alles Friede-Freude-Eierkuchen bei der Vorstellungsrunde, fast gesäuselt haben sie zu Anfang, als sie das Arbeitsprogramm für die nächsten Tage zusammengefasst haben (und das ist thematisch und inhaltlich ganz schön breit aufgestellt, das kann ich dir sagen! YES! Da merkt man, das sind alles gewiefte alte Hasen in ihrem jeweiligen Fach, und haben ein ganz solides Hintergundwissen, aus dem sie schöpfen). Aber dann haben welche in der letzten Reihe bissl getextet und waren unkonzentriert, da hat der Morean die aber auf einmal angefaucht und auf den Tisch gehauen, es konnte einem Todes-Angst und Bange werden! Hab ich einen Schreck bekommen. Aber dann kam es noch härter, haben die doch auf einmal Klausurfragen ausgeteilt, und was für Hämmer! Nicht nur im Kernfach „Metallorganyle“ setzen die so einiges voraus, die wollen es ja wirklich wissen, da musste echt das ganze Spektrum der Metallchemie plus sämtlicher Grundlagenforschung abgerufen werden. Wahnsinn! Ich kann dir sagen – ‚Kernel Panic’, da ist aber so einigen der Angstschweiß ausgebrochen und alle wurden ziemlich hektisch. Zum Glück habe ich aber ja auch ein solides Grundwissen in Metaphysik, Cosmicism und Psychoneuroimmunologie, also bestanden hab ich wohl auf jeden Fall. Und ist ja auch gut, dass endlich mal ein frischer Wind hier durch unsere angestaubte Fakultät weht, und ein paar progressive neue Gedanken reinbringt. Bin auf jeden Fall gespannt, wie es morgen weitergeht.

19.Mai 2018

Liebes Tagebuch!

Oh jeh. So hab ich mir das nicht vorgestellt, und vor allem all diejenigen ganz sicher nicht, die sich gedacht haben, den Kurs nehm ich mal so nebenbei mit, Hauptsache paar Punkte im Pflichtfach. Also geschenkt bekommt man hier mal gar nix, man muss echt ständig hochkonzentriert sein, immer gut zuhören und tierisch aufpassen. Heute war ja der Danny Tunker dran, und der hat uns im Labor echt technisch-tödlich getrietzt, boah, war das heftig! Wir mussten fast Sklavenarbeit leisten, immer wieder denselben Handgriff ewig lang tun, und dazu wollte er auch noch unbedingt, dass die ganze Zeit die Jalousien unten waren. ‚Into Dark Science‘, sozusagen. Da im Halbdunkeln zu experimentieren, das war ganz schön gruselig. Manchen war es auf Dauer doch zu anstrengend und die haben dann angefangen rumzujammern und sich auf ihre Studentenrechte zu berufen, aber die haben’s dann gleich ganz schön abbekommen, Bumm!, ‚As Decreed By Laws Unwritten’, hieß es, wer keine Leistung bringen will, kann gleich heimgehen. Da wurde die Stimmung aber ganz schön dissonant, und ein paar haben nach diversen unschönem Hin- und Her dann auch wirklich hingeschmissen. Aber selbst schuld, das ist hier halt nix für Anfänger! Also ich bin froh dass das herum ist, und hoffe, dass Morgen ein positiverer Tag wird!

20.Mai 2018

Liebes Tagebuch!

Ich bin sooo müde…ich kann gar nicht mehr viel schreiben heute. Heute war Moreans Tag, und was für ein Overkill an Input! Ich bin gar nicht mehr hinterhergekommen beim Mitschreiben. Zuerst hat er so ne orientalische Musik laufen lassen, aber das wurde dann gleich so abgepfiffen, ich wusste gar nicht, hör ich da jetzt hin was da alles drinsteckt (WATCHTOWER? MESHUGGAH? DEATHSPELL OMEGA?…) oder folge ich eher seinem Vortrag. Hab mich dann für letzteres entschieden. Was der alles weiß und miteinander in Verbindung bringt, und vor allem in welchem Tempo! Erst dachte ich, es geht um Chaostheorie, da fängt der mit Astrophysik an, macht weiter mit Transzendentalphilosophie, um schließlich bei H.P. Lovecraft und seinem ‚Azagthoth’ zu landen, naja, das hat sich teilweise schon ziemlich schräg angehört, aber war irgendwie auch faszinierend, vor allem wie sich die anderen Dozenten dann alle noch eingemischt haben und so ne ganz offene Diskussion begann. Genial dabei zuzuhören, wie jeder seinen Standpunkt einbringt, das zuerst gar nicht zusammenpasst, aber dann kommt doch ein gemeinsamer Nenner heraus. Und wie die da abgehen, was für ne Dynamik da entsteht zwischen denen! Aber kapiert hab ich das echt auch nicht alles auf Anhieb…und am Ende hatte ich dann fast den Eindruck, die experimentieren da so vor sich hin und haben uns Studenten glatt vergessen…also mir raucht immer noch der Kopf! Aber sowas auch mal zu können, irgendwann…das wär echt cool!

21.Mai 2018

Liebes Tagebuch!

Heute war ein richtig toller Tag, mal was ganz anderes. Wir sind zuerst rausgegangen auf die Wiese und haben dort zu ganz sanfter Musik zusammen meditiert, und danach hat sich jeder mit dem Literaturstudium von spirituell-esoterischen Texten über die menschliche und kosmische Existenz beschäftigt. Die Dozenten sagen, wir brauchen eben auch ein Verständnis für die Grundlagen der Alchemie, wenn wir gute Metallwissenschaftler sein wollen. Alles war sehr harmonisch und ich hatte den Eindruck, jetzt mal einen Eindruck davon zu bekommen, wie aus dem Zusammenspiel vieler einzelner Teile Schönheit und Perfektion entstehen können, wenn alles einem grösseren Plan folgt. Danach bin ich ganz beschwingt und inspiriert mit ein paar anderen aus dem Kurs noch einen Cocktail trinken gegangen; meiner hieß ‚Liquid Anatomy’ und war sehr bunt gemixt, lecker süß und wohl auch ziemlich stark, denn er hat mich so richtig eingelullt. Heute schlafe ich sicher gut.

22.Mai 2018

Liebes Tagebuch!

Das war mal wieder ziemlich abgefahren, wir haben mit organischen Lösungen gearbeitet und die Dozenten haben uns so einige Tricks und Spielereien gezeigt, und sich dabei ständig gegenseitig die Bälle zugeworfen, zuerst der Hannes Grossmann und der Linus Klausenitzer, aber dann auch der Danny, Morean und der Christian Münzner. Das sind wirklich echte Koryphäen, dabei sind die gar nicht so viel älter als wir Studenten! Der eine hatte heute ein VAN HALEN-T-Shirt an, cool! Auch wenn es zwischendurch ganz schön turbulent zuging und man sich vorkam wie ‚In Turmoil’s Swirling Reaches’, hat das Ausprobieren und Improvisieren doch viel Spaß gemacht, und am Ende waren  alle mit ihren Ergebnissen sehr zufrieden. Man merkt auch, dass wir als Gruppe mittlerweile so richtig zusammengewachsen sind. Freue mich richtig auf Morgen.

23.Mai 2018

Liebes Tagebuch!

Naja, heute war’s irgendwie nicht so aufregend, man könnte fast sagen ‚Interstellar Boredom’. Aber das gehört halt auch dazu, manchmal wurstelt man nur so vor sich hin, die Fleißarbeit und die Fingerübungen müssen erstmal gemacht werden, bevor man in der Lage ist, sich so richtig auszuleben und seine wildesten Ideen zu verwirklichen. Das haben sie uns so richtig eingeimpft, und als Vorbereitung für die Prüfung morgen war das sicher auch ganz gut. Wiederholungen müssen ja auch nicht langweilig sein, wenn man jedes Mal einen neuen Dreh reinbringt – man muss eben ganz genau hinhören. Und heute Abend ist sowieso erstmal stures Pauken angesagt! Ich muss schon sagen, gelohnt hat sich der Kurs auf jeden Fall – selten hab ich so viel Neues gelernt und an Ideen mitnehmen können, das muss ich alles erstmal verdauen…

24.Mai 2018

Liebes Tagebuch!

Letzter Kurstag, das bedeutet natürlich Abschlussprüfung, sozusagen ‚Chaos Theory And Practice’…boah, waren wir alle nervös, vor allem als wir unsere Prüfungsaufgaben gesehen haben, denn die hatten wirklich kosmische Ausmaße! Das war ja kaum allein zu machen, und genau das wollten sie auch von uns – wir sollten, nein mussten kooperieren, die richtigen Antworten zusammen suchen, jeder einzelne sich dabei einbringen, und dann hat sich auf einmal alles trotz aller Herausforderungen doch mit den richtigen TOOLs irgendwie auflösen lassen. Sehr, sehr cool! Wir waren alle genauso stolz wie die Dozenten. Jetzt bin ich mal gespannt auf unsere Noten, mir ist meine eigene gar nicht mehr so wichtig, ich hoffe nur, dass wirklich alle von uns bestanden haben. Natürlich wollen wir das noch alle zusammen feiern gehen und den einen oder anderen älteren KORN vernichten, das wird sicher etwas später, deswegen schreibe ich jetzt schon mal ein paar Zeilen. Aber morgen kann ich dann ja auch mal wieder ausschlafen.

25.Mai 2018

Liebes Tagebuch!

Als ich heute morgen aufgewacht bin, wusste ich zuerst gar nicht, hab ich das jetzt alles geträumt oder ist das nur ein krasser Hangover? Aber als ich mich umgedreht hab und gesehen, dass ich nicht alleine im Bett bin, ist mir so einiges klar geworden 😉 Lag doch der allersüßeste Typ aus dem ALKALOID-Kurs neben mir, und ich gehe jetzt gar nicht in die Details, sondern sage nur, es folgte ein ausführliches ‚Rise Of The Cephalopods’, auf jeden Fall konnten wir erst aufstehen, nachdem wir uns noch mal ausgiebig ineinander verwunden und miteinander verbunden hatten. Was für ein Beginn und was für ein Ende! Hier ist ganz klar etwas richtig Grosses am Entstehen…

Später sind wir dann zusammen an die Uni und haben den Aushang mit unseren Noten gesucht. Jetzt stell dir vor – alle haben bestanden, und noch besser, es gab für alle nur ein und dieselbe Note:

Satte 9 Punkte!

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