-
Veröffentlichung: halbjährlich oder wenn es ihr grade passt, digital auf Instagram regelmässig
-
Vertrieb: Self-Released via https://houseofnattskiftet.com/
-
Versionen: Graphiken, Photos, Prints, Logo-Shirts, Bücher, Fanzines, Kalender sowie meist monochrome Artworks in Social Media (zensiert… ) und auf Patreon (unzensiert! )
Satanistisch-feministische Kunst von einem Metalhead mit viel schwarzmetallischem Humor
|
Viele von euch kennen ihre TShirts, denn immer mehr Metalfans tragen sie, zumindest solche, die sich als Feministinnen definieren, und die subversiven schwarzen Künste preisen. Es ist immer eine Freude, eine damit auf einem Konzert oder Festival zu treffen und sich komplizenhaft anzulächeln – denn beide wissen wir, worum es geht und wie viele erstaunte, belustigte und auch anerkennende Blicke Trägerinnen ernten…
NATTSKIFTET sticht heraus, mit einem auf das Wesentliche reduzierten Zeichenstil zwischen Logo, Comic, Black Metal, Punk und Tattoo, einem diskreten 70ies-Vintage-Style und einer sehr skandinavisch klaren, graphischen Schwarz/Weiss-Bildsprache, verkünden ihre Shirts Messages wie „SATANIC FEMINIST“, Nattskiftets Trademark-Parole, die es in vielen verschiedenen Versionen mit oder ohne Ziegenbock, Pentagramm, Petruskreuzen und anderen typische Black Metal-Insignien gibt. Oder auch „HÄXA“, die Schwedische Hagazusse, und in jüngster Zeit „GIRLS JUST WANNA CUM“ mit dem lasziven Motiv einer Frau, die Selbstbefriedigung geniesst.
Seit sie 2013 unter dem Künstlernamen, der auf deutsch sehr passend „Nachtschicht“ bedeutet, TShirts zu bedrucken begann, gab es schon eine unglaubliche Menge an Motiven, denen allen eines gemeinsam ist: sie fallen auf, aus dem Rahmen, und bringen Betrachtende zum Nachdenken oder direkt zum Schmunzeln und Zustimmen. Man muss sie einfach lieben und für alle sichtbar herumtragen, ihre klugen selbstgewählten Aussenseiterinnen, zauberhaften Rebellinnen und selbstbewussten Neinsagerinnen zu bürgerlichem Establishment, phantasieloser Normalität und angepasstem Opportunismus.
Kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine gab es sogar eine „Fuck Putin. Fuck male egos. Fuck the patriarchy.”-Edition mit zwei wütenden Weibern in Corpsepaint und der Message “THE PATRIARCHY WILL DIE IN BLOOD & FLAMES!!“, die Einnahmen daraus gingen direkt an „Doctors Without Borders“ und deren Hilfsprojekte in der Ukraine. Lisen Haglund ist nämlich nicht nur eine extrem kreative, gesellschaftspolitisch und feministisch engagierte Künstlerin, sie hat auch ein riesiges und selbstloses Herz für Andere, Schwächere, und trägt ihr eigenes auf der Zunge mit gnadenlos treffenden und gleichzeitig humorvollen Slogans. Beispiele gefällig?
Doch vor allem spricht sie natürlich durch ihre Zeichnungen. Ihr Stil ist kontraststark, sehr reduziert und mit klaren Linien und Flächen in Schwarzweiss gehalten, kann jedoch auch zum Duotone in rot und schwarz wechseln, wenn sie beispielsweise Blut in die Gestaltung miteinbezieht. Der ebenso häufig dargestellte Rotwein ist dagegen tiefschwarz und läuft gerne aus dem Mund den Hals, Brüstedie und Bauch entlang, was perfekt zum Corpsepaint passt. Nattskiftets Welt ist fast auschliesslich bevölkert von starken, selbstbewussten, meist ziemlich nackten Frauen mit langen Haaren, sowieso Harren üeberall, und Tattoos, junge Frauen, die anders sind als der Durchschnitt und darauf stolz, alle möglichen Sorten von Körpern sinnlich bewohnen, unangepasst, angepisst vom Patriarchat, allgegenwärtiger Misogynie, Rassismus und Homophobie, von spiessbürgerlichen Konventionen, Rollenverteilungen und gesellschaftlichen Ressentiments. Und natürlich auch von der Einsamkeit der Ungepassten.
Starke Kontraste, starke Aussagen
In Nattskiftets Welt regieren lustvolle und widerspenstige Hexen und starke, wilde und laute Frauen, denen nichts wichtiger ist als ihr eigenes Wohlbefinden ausserhalb der Norm. Sie sind Punx, Metalheads und alltägliche Diven, die sich zwischen Depression und Wut, Sehnsucht nach Freiheit, Introversion und Subkultur in ihrer eigenen Welt eingerichtet haben, und so entstand auch Nattskiftets Buch mit dem programmatischen Titel „This World Sucks So I Made My Own“, ein graphisches feministisches Pamphlet für alle Aussenseiter, das sie darin bestärkt, dass es nicht nur okay ist, so zu sein wie sie sind, sondern das Wichtigste überhaupt – „be yourself. and fuck the others“.
Ihre Ästhetik spielt selbstbewusst und provokant mit (Auto)Erotik und Fetischen, Zweideutigkeit und BDSM mit männlichen Subs, Metal- und Tattoo-Symbolik, auch Waffen, Wein, Pizza, Leder, der Farbe Schwarz, langen Haaren und Body Positivity, immer wieder tauchen bestimmte Themen und Musikerinnen wie Patti Smith, Kurt Cobain oder Ozzy auf, Slayer und Dead Moon, ein Klassiker ist zudem der Freitag, der jede Woche mit dem Slogan „It’s Friday, Fuckers!“ und einem motivierenden Bild dazu gefeiert wird. Wer Nattskiftet auf Instagram folgt, wird unermüdlich darin bestärkt, so zu leben wie es einer passt – ein feminsitisches „do what thou wilt“, nur eben ohne Gesetz und unnötige Organisation… und mit der Einladung, sich zusammenzuschliessen, auszutauschen darüber wie es ist, nicht konform zu sein.
Begonnen hat der öffentliche Auftritt der Stockholmer Künstlerin Lisen Haglund als Nattskiftet wohl (ich bin erst Jahre später auf sie aufmerksam geworden…) um 2013 bei Instagram und mit einer Zeichnung pro Tag, was bedeutet, dass sie dieses Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiern kann. In der Zwischenzeit wurde ihr Stil unverkennbar, gab es diverse TShirt-Kollektionen, bemalte Vintage-Lederjacken, Ausstellungen, das Buch, sogar selbst designten Schmuck; zuletzt hat sie sich aufs lukrativere Tätowieren, das ihr schon lange Spass machte, fokussiert, aber auch begonnen, Fanzines mit einem Mix aus den eigenen Graphiken und 60er/70er Vintage-Bildern mit Domina- und Bondage-Motiven, teils auch Collagen daraus, herauszugeben, die genau wie ihre Patreon-Veröffentlichungen den Vorteil haben, unzensiert zu sein. Für 2023 hat Nattskiftet einen Wandkalender sehr liebevoll gestaltet, mit Tagesmottos, astrologischen Anmerkungen und ihr wichtigen genauso wie ausgedachten Feiertagen: „misbehave“, „do it later“, „titties & beer“… ihn und ihre jeweils aktuellen Angebote kann man zweimal pro Jahr innerhalb eines festgelegten Zeitraums bestellen, und sie natürlich auch durchgehend als Patron unterstützen und damit Zugang zu unzensiertem Artwork erhalten. Ich persönlich finde ja, dass jeder mindestens ein Nattskiftet-TShirt im Schrank und auf der Haut haben sollte!
So aktiv sie selbst auf Social Media ist (gerade habe ich entdeckt, dass sie auch Spotify-Playlists macht), weil sie so ihre Fans erreicht und ihre Kunst verkaufen kann, so sehr hält sie privat Distanz zur virtuellen Welt, was sie nochmals sympathischer und menschlicher macht. Sich selbst bezeichnet das Allroundtalent als „ARTIST UFO HUSTLER HÄXA LOVER“ und als interessiert an dem, was passiert, wenn zwischenmenschliche Grenzen oder gesellschaftliche Anforderungen und individuelle Bedürfnisse aufeinanderprallen. Sie sagt von sich selbst: „Alle meine Aktionen sind als Geschichten gedacht, die auf die eigenen Vorstellungen des Betrachters treffen, um zu einer neuen Erfahrung zu werden.“. Nattskiftet ist eine sensible, scharfe und unbestechliche Beobachterin unserer Gesellschaft, aber umso mitfühlender und aufmunternder mit allen, die aus ihr ausbrechen wollen. Und genau das brauchen wir, den kritischen Blick und das Einbeziehen von uns selbst als Akteuren. Wir können also gar nicht anders, als sie und ihre so wichtige Arbeit zu unterstützen! Daher, kauft von Lisens Kunst, soviel ihr könnt, werdet ihre Patrone oder lasst euch tätowieren. Ihr bildet damit einen Kreis, und nichts ist magischer und kraftvoller…
…und HIER gibt es alles von NATTSKIFTET:
https://houseofnattskiftet.com
https://nattskiftet.bigcartel.com/
https://www.patreon.com/nattskiftet/
https://www.instagram.com/nattskiftet
https://www.facebook.com/nattskiftett/
All Graphics © Nattskiftet