PREDATORY LIGHT – Death And The Final Hours

  • Veröffentlichung: 20.05.2022

  • Vertrieb: 20 Buck Spin

  • Versionen: Digital, CD, Vinyl

Stil: Black, Doom, Death Metal in einer ganz speziellen Melange

Ein Proto-Black Metal-Style, aber sauber auf dem Stand der Zeit abgemischt, ein bösartiges Bellen mit schwärzesten Botschaften allein über ein Thema, den Tod und das Ende aller Zeiten, und immer ganz vorne und über allem drüber diese schneidende und gleichzeitig fast barocke Gitarre, die hier die eigentliche Hauptrolle spielt – und selbst kaum einzuordnen ist. Es ist eine bizarre Mischung, die PREDATORY LIGHT aus Santa Fe uns da mit ihrem Zweitling ‚Death And The Twilight Hours’ kredenzen.


Psychedelisch, exzentrisch, aus der Zeit gefallen und diese in vier teils sehr ausufernden Longtracks auch mal vergessend, irgendwie schräg, oft dissonant, absolut nicht in irgendwelche Schubladen einzuordnen, aber vielleicht gerade deswegen so reizvoll kommt dieser Mix aus Black und etwas Death Metal plus einer ordentlichen Dosis Doom, auch im Wortsinn, daher, der vor allem Liebhaber eher kauziger Klänge ansprechen wird. Die wilde Truppe aus dem kreativen und spirituellen Schmelztiegel New Mexicos, personell deckungsgleich mit den Deathern SUPERSTITION und somit auch mit ASH BORERs und VANUMs Kyle Morgan am Sechssaiter, hat sich diesmal dem Schwarzen Tod, also der Pest verschrieben, und orientiert sich dabei an Berichten von Lukrez über die Pest in Athen 430 v. Chr. bzw. Boccaccio über Florenz, das 1348 in kürzester Zeit 80% seiner Bewohner verlor. Diese Schreckensherrschaft, ja der Triumph des Todes, der die Menschen für ihre weltlichen Sünden bestraft, bildet das thematische und vor allem psychologische Grundgerüst dieses Albums.

Und dieser Horror, das absoute Ausgeliefertsein an ein ansteckendes, unheilbares Leiden, das ganz plötzlich Angehörige und Freunde raubt, und zudem das komplette Leben auf den Kopf stellt – wir haben es alle gerade erlebt, und können die dadurch ausgelösten Gefühle der Angst und Unsicherheit nachvollziehen. PREDATORY LIGHT schaffen es, diese zwielichtige, gespenstische Stimmung, die sich bereits wie ein Leichentuch auf alles Leben legt, zu erfassen und auszudrücken. Es ist weniger Raserei als vielmehr eine bedrückende, furchterregend Atmosphäre, in der der Mensch seinem Schicksal hilflos ausgeliefert ist, was durch ein blechernes, teils grotesk schepperndes Schlagzeug und überdrehtes, fast hysterisches Fauchen im Gegensatz zu üppigen, sehr technischen und oft auch verspielten Gitarrenleads, die sich einfach über all das hinwegsetzen, ausgedrückt wird.

Oft ist die Stimmung sakral, auf morbide Weise feierlich, generell ist eine Anlehnung an die dramatischen südeuropäischen Black Metal-Stilistiken nicht von der Hand zu weisen, aber auch der südamerikanische Drive nach vorne sowie Hang zu okkulten bis psychedelischen Rhythmen und Stimmungen ist deutlich vorhanden. Der Eingangstrack ‚The Three Living and The Three Dead’ malt in seinen dreizehneinhalb Minuten das allem zugrunde liegende düstere Bild und schafft es durch viele Dynamikwechsel und unterschiedlich gestaltete Parts, den faszinierten Hörer hineinzuziehen in diese Zwischenwelt, in der sich Lebende, Todgeweihte und bereits Tote begegnen. Beim folgenden ‚Wracked by Sacred Fires’ werden sich die Geister scheiden: wer den Sound liebt und sich in eine gewisse Monotonie und Wiederholung mit Genuß fallen lassen kann, wird dies und auch das Titelstück ‚Death and the Twilight Hours’ genauso schätzen, beide arbeitet mit repetitiven und stets wieder gleich aufgegriffenen Mitteln und Kontrasten, und vor allem dem absoluten Fokus auf die tadellose Gitarren-Soloarbeit, die einen ganzen Elfminüter jedoch kaum alleine tragen kann. Meditative Erfahrung oder Langeweile? Das entscheidet bei beiden Songs sicher auch die Tagesform. Dafür kann der Schlusstrack wieder durch tolle Melodieführung, sinistre Dissonanz und das abwechslungsreiche, teilweise raffinierte Arrangement überzeugen und kommt wie auch der Einsteiger absolut auf den Punkt. Ich hoffe, dass sich PREDATORY LIGHT in Zukunft auf diese Stärken besinnen und vor allem ihren einzigartigen, abwegigen Sound bewahren, dann kann ich mir eine Friedhofsparty mit dem Quartett und dem reitenden Tod sehr gut vorstellen!

Bandinfos:

PREDATORY LIGHT sind: K.M. (Strings, Organ), L.S. (Strings, Voice), D.J. (Bass) Und D.M. (Drums)

https://predatorylight.bandcamp.com/

Diskographie:

MMXIV (Demo, 2014) 
Death Essence (Demo, 2014)  
Predatory Light / Vorde- Split    (2015)  
Predatory Light (LP, 2016)   
Death and the Twilight Hours (LP, 2022)      

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